Freitag, 26. Oktober 2012

Der unbändige CR7


Arroganter Blick, geschleckter Look, geschmackloser Neureicher,... Du hast alle nötigen Komponente um dich jedes Mal wenn ich von dir rede aufs Schärfste zu kritisieren. Aber ich kann nicht. Um meine interne Zerrissenheit in Bezug auf dich zu vergrössern, rennst du jedem Ball nach als wäre es der letzte, den du berühren wirst. Leck mich doch! Du solltest arrogant still stehen, deinen Mannschaftskameraden nicht helfen, weder Druck auf den Gegner ausüben noch hinter dem Ball herrennen, während ich dir von der Tribüne aus Lektionen von madridismo gebe, ohne dass du mich hörst, aber mit der Gewissheit "diesem Schnösel habe ich es gezeigt!"

Was meinst du eigentlich? Du kannst doch nicht hier auftauchen mit dieser äusseren Erscheinung und alle Torrekorde meines Klubs brechen. Es kann nicht sein dass, wenn dich alle wegen deinem Erscheinungsbild, deinem Äusseren, kritisieren, deine Mannschaftskameraden kommen und dich als absolut sympathischen Jungen beschreiben. Kein Frage: Du hast dir vorgenommen alles zu durchbrechen: Prognosen, Rekorde und Stereotypen.

Na gut. Nehmen wir an, du würdest bei Barcelona spielen. Ich würde deine sexuellen Neigungen ständig hinterfragen. Ich würde die Gerüchte anheizen die besagen würden, dass du dich in der Nacht mit Guardiola herumtreibst. Aber andererseits würde ich in mich hineinfluchen, mir die Augen reiben und auf den Boden schauen, während du mit deiner Gestik nach einem Tor gegen Madrid die madridistas im Bernabéu um "Ruhe, Ruhe" bitten würdest. Xavi Hernández würde dich als tollen Typen beschreiben aber versichern, dass nur 2% der Weltbevölkerung das verstehen könnten.

Nein, Cristiano! Nein!! Du kannst nicht kommen, das machen was du machst, und dann erwarten, dass ich dich kritisiere. Manchmal bringst du mich zur Verzweiflung, das ist wahr, z.B. wenn du mich glauben lässt, du seist traurig, du Strolch. Aber dann lässt du dieses schelmische Lächeln aufblitzen wie das eines kleinen Kindes das besagt "ok, du hast mich erwischt". Über deinen Rivalen sprechen sie nicht so gut, seine Mannschaftskameraden, wie die deinige über dich. Sie reden mehr über "el seny" und solche Sachen, die weder du noch ich verstehen.

Du, Portugiese, verhinderst mit deinen Taten, dass man schlecht über dich spricht. Es dürfen dich nur die kritisieren, die dich fürchten. Du zerstörst ihre Ilusionen wie die Netze ihrer Torhüter und erwartest ihren Applaus. Nein, Ronaldo, so ist es nun Mal nicht. Lass sie dich hassen, denn das ist was dich glücklich macht. Ich würde dich sehr gerne hassen, das schwöre ich dir, aber du verhinderst es, selbst wenn du es dir vornimmst. Wenn ich im Stadion deinen Namen singe dann nicht um dir zu missfallen, sondern für mich. Für wenn in einer Zukunft meine Enkel deine Initialen "CR7" in den Geschichtsbüchern des Fussballs lesen, ich nicht wie ein Zyniker dastehe wenn ich sage: "Ich habe in live spielen gesehen. In unserem Stadion." 



Artikel von Tradición 1902, von uns übersetzt. Quelle: http://tradicion1902.blogspot.ch/2012/10/el-indomable-cr7.html

Freitag, 5. Oktober 2012

Wenn nur noch die Politik spielt

Millionen von Menschen schauen diesen Sonntag gebannt nach Barcelona, wenn die 165. Auflage des Clásicos ausgetragen wird. Doch für einige ist es viel mehr als nur ein Fussballspiel und diese werden alles daran setzen, um dieses Ereignis politisch auszuschlachten: Mit einer riesigen katalanischen Flagge, die durch viele hochgehaltene Papptafeln zusammengesetzt wird.

Das Mosaik wird durch den Klub organisiert und bezahlt (nicht wie in praktisch allen anderen Klubs, wo Fangruppen die Tifos mit viel Schweiss und Einsatz selbst herstellen). Es ist ein Klub, der zu einer politischen  Marionette geworden ist und einen Präsidenten hat, der während seinem Wahlkampf noch sagte, Barça dürfe nicht als politisches Instrument verwendet werden und sich von der Politisierung des FC Barcelonas distanzierte. Heute ist alles anders und Sandro Rosell tummelte sich vor einigen Tagen auf der Separatisten-Demo und sprach von der "Verpflichtung Barças" hinter dem katalanischen Volk zu stehen. Seine Verwandlung in so kurzer Zeit zeigt seine Charakterschwäche, sein fehlendes Rückgrat vor dem radikalen katalanistischen Sektor. Und deshalb braucht er den Klub nun als politisches Instrument.

Was mich beschäftigt ist die Frage: Wenn sich am Sonntag das Stadion mit culés aus anderen Regionen Spaniens füllen würde, wie viele davon würden die Papptafeln hochheben? Wie viele würden sich über diesen Fanatismus wundern? Was denken die Barça-Fans aus anderen Ländern? Es ist so was von erbärmlich, dass das, was man an diesem Spiel am wenigsten sehen wird, die Farben des Heimteams (blau/rot) sein werden. Und dies bei einem Klubs der sich als "Mehr als ein Klub" bezeichnet und sich als grosse Institution sieht, aber sich einen Dreck schert um die Barcelona Fans, die keine Katalanen sind.

Was aber das Verblüffenste am Ganzen ist, ist dass die meisten, die die Unabhänigkeit von Spanien wollen, sich gar nicht über dessen Konsequenzen bewusst sind. Es ist "cool" Spanien als "faschistischen Unterdrücker" zu sehen, den Rebellen zu spielen und als Revolutionär zu verkleidet eine Fahne (die sie als Teil des Königreichs Spanien erhalten haben) mit einem Stern made in the USA zu verunstalten. Sie sind Opportunisten die jetzt mit der Wirtschaftskrise wie Ratten das Schiff verlassen wollen und den Populisten im regionalen Parlament wie Schafe folgen. Sie schätzen nicht, was sie dem Rückhalt und der Solidarität der Einigkeit eines Landes zu verdanken haben. Und sie beweisen Naivität wenn sie glauben, ein unabhängiges Katalonien bedeute lediglich eine eigene Fahne, einen eigenen Pass und von mir aus eine eigene Währung ABER ANSONSTEN KEINE KONSEQUENZEN. Denn das glauben sie, wie z.B. beim Thema Fussball, wenn Rosell ausdrücklich betont, dass Barcelona auch im Falle einer Unabhängigkeit Kataloniens weiterhin in der spanischen Liga spielen würde. Und nicht in einer katalanischen, mit Sabadell oder Reus als Gegner...

Aber leider, Überraschung!, gibt es keine Unabhänigkeit à la carte. Denn wäre Spanien konsequent, und dass würde die Mehrheit der Spanier von der Regierung erwarten, würde vieles anderes laufen: Kein Geld mehr von Spanien für diese Region, keine Rettungspakete (wie jüngst angefordert) und natürlich getrennte Institutionen - auch sportliche. Katalonien hätte seine eigene Liga, so wie z.B. auch Schottland. Da hilft auch viel Verblendung von Seiten der Doppelmoral-Experten Rosell und Co nichts. Die Reglemente des spanischen Fussballverbandes und der spanischen Liga sprechen eine klare Sprache: Um beim offiziellen Spielbetrieb, bei der spanischen Meisterschaft und dem Königscup mitmachen zu dürfen, muss ein Klub in der spanischen Fussballföderation eingeschrieben sein. (Artikel im Sport-Gesetz vom 15. Oktober 1990). Was heisst das? Es heisst adiós Liga, ciao Champions League, hallo Fussballspiele gegen frühere 2. Ligisten...

Wir für unseren Teil erinnern an all jene FCB-Fans, die in anderen Regionen Spaniens leben, die sich schämen für diese Klub-Politik und die mittlerweile einsehen müssen, dass sie von ihrem "Herzensverein" bewusst vergessen und marginalisiert werden. Fremdenfeindlichkeit und Arroganz und eine Reduktion auf eine sehr lokale Ebene haben aus einem einstigen universellen FC Barcelona einen exklusiven Schrein gemacht, der nur für gleichdenkende katalanische Separatisten Platz bietet...

Am Sonntag will Barça der Welt seine Unterstützung für die Unabhänigkeit einer Region Spaniens aufzeigen. Was die Welt sehen wird, ist ein Klub im Dienste einer lokalen Politik, die als logische Folge den Niedergang des Klubs und das Ende der Clásicos haben würde.