Dienstag, 3. Mai 2022

Wieder England, wieder Real Madrid!

Es ist wie auf der Achterbahn: Wir kommen dank einer heroischen Aufholjagd gegen PSG weiter ins Viertelfinale. Für dieses wird uns Chelsea zugelost und unsere Enttäuschung ist riesig, weil wir davon ausgehen müssen, dass das Spiel in London vor leeren Rängen stattfinden muss. Aber doch nicht: Grünes Licht, 18 Mitglieder gehen an die Stamford Bridge und sehen eine Top-Leistung von Real Madrid inkl. Besuch der Spieler beim Gästesektor – ein Bild mit Seltenheitswert. Das Rückspiel dann wird zur Zitterpartie, aber ein beherzter Auftritt besiegelt den Halbfinaleinzug. Danach hiess es erstmals zurücklehnen, bis die verhassten Indios und die neureichen Scheich-Kicker aus Manchester gegeneinander antraten, in etwa wie die Pest gegen Cholera. Als am späten Mittwochabend feststand, dass die mit Geld vollgepumpte Mannschaft der Schlange Guardiola eine Runde weitergekommen ist, konnten die Flug-Suchmaschinen angemacht werden, denn es stand fest: Nach Paris und London wurden die Segel für eine Reise in den Norden Englands gehisst: AUF NACH MANCHESTER!

Noch vor 2 Jahren musste diese Partie aufgrund der prekären Corona-Lage ohne Zuschauer stattfinden. Doch dieses Jahr konnte uns nichts und niemand davon abhalten, die Stadt der roten Ziegelsteinbauten zu erobern! Und so reisten 14 tapfere Madridistas mit dem Flugzeug nach Manchester. Einige von ihnen hatten ein wenig Pech und verpassten dank eines massiv verspäteten Easyjet-Flugs das gemeinsame Singen und Trinken in der Oyster-Bar, sowie den anschliessenden Marsch zum Stadion. Doch nicht mal die zum Verzweifeln langsame Eingangs- und Sicherheitskontrolle konnte den gutgelaunten Madridistas etwas anhaben. Im Auswärtssektor erwarteten sie Hunderte von Gleichgesinnten. Der Sektor wurde zum Tollhaus und spätestens da wusste das Inselvolk, dass die Könige von Europa bereit waren, ein weiteres Territorium zu erobern, und dass Wikinger eben nicht immer aus dem Norden, sondern manchmal auch aus dem Süden auftauchen…

Im Gegensatz zu uns waren unsere Spieler aber leider offenbar noch nicht ganz bereit. Der Start wurde komplett verschlafen, schnell stand es 2:0 für die Hellblauen und so mancher dachte sich mit dem Schrecken im Gesicht: Heute gibt’s eine richtige Wasche! Aber offenbar ist nicht bis in den Norden Englands vorgedrungen, dass der Gegner aus Madrid ein etwas anderer ist als noch vor wenigen Tagen. Denn RMCF ist nicht nur für Titel, sondern auch für Comebacks bekannt. Hier waren nicht irgendwelche Indios auf dem Platz, hier waren Spieler am Werk, die für ihr Trikot und ihr Wappen kämpfen wollten. Und das taten sie dann auch! Obwohl Manchester weiterhin das bessere Team war, kämpften sich unsere Mannen mit einem sehenswerten Tor in die Partie zurück. Nur noch 2:1 also! Und plötzlich kehrte der Wind etwas zugunsten der Wikinger...

Leider nur kurzzeitig: Die zweite Halbzeit begann wieder nicht gut, und so leuchtete nach defensiven Fehlern auf dem Screen beim Heimteam eine drei. Doch dieses Mal reagierten unsere Spieler endlich wie es das Wappen verlangt: Von uns deutlich hörbar angepeitscht, suchten sie den Weg nach vorne. Den fanden sie auch. Und wie! Vinicius liess mit einer Körpertäuschung Fernandinho fast so alt wie Piqué aussehen und erzielte nach einem herrlichen Lauf das 3:2. Der Auswärtssektor geriet da fast aus den Fugen und wurde wieder zum 12. Mann. Die Achterbahnfahrt war aber noch nicht vorbei: Es folgte wieder eine bittere 2-Tore-Führung für das Heimteam, welcher sich unser RMCF wiederum entgegensetzte. Mit Erfolg: Laporte verwechselte kurzerhand Fuss- mit Handball und dem Schiedsrichter blieb nichts Anderes übrig, als auf den Punkt zu zeigen. Es folgten die bei von Guardiola trainierten Spielern üblichen Schiri-Reklamationen, auch wenn der Fall glasklar war. Benzema – zuletzt erfolglos aus den 11 Metern – nahm die Verantwortung auf sich, schritt an, lief an und – OH MY GOD! – lupfte denn Ball doch tatsächlich mit einem Panenka in’s Netz. Die zuvor noch so provokanten und vorlauten Inselaffen waren plötzlich verstummt. Fortan hörte man nur noch ein lautes «como no te voy a querer» im weiten Rund! Und auch nach dem Abpfiff wurde im Gästesektor weiter gesungen und angefeuert. Denn wie die Spieler wussten wir bereits: schon jetzt beginnt die Vorbereitung auf die Remontada von nächster Woche. Wir wollen ein brennendes Bernabéu, 11 furchtlose Krieger und eine weitere magische Nacht, in welcher der Finaleinzug perfekt gemacht wird. Denn wir wollen weiter in dieser Achterbahn bleiben, bis wir in Paris angekommen sind!

HASTA EL FINAL, VAMOS REAL!


Reise an die Stamford Bridge

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Mittwoch, 23. Februar 2022

Wie die Wikinger im Jahr 885

Im Jahr 885 nach der Geburt Christus des Herrn ruderte eine Wikinger-Flotte von 700 Schiffen die Seine hinauf Richtung Paris. Angesichts der Stärke dieses Heers dürfte die Stimmung ähnlich gewesen sein wie auf jenem Bus, der am 15. Februar 2022 mit Berner Kennzeichen via Dijon von Süden nach Paris vorstiess. Auch wenn die Truppenstärke (33) etwas kleiner war als die der dänischen Wikinger: Zweifel an der Eroberung der Hauptstadt der Franken bestanden keine oder wurden frühmorgens mit Gerstensaft – einem Geschenk unseres langjährigen Mitglieds Toni Calvo – weggespült. Der Optimismus war auch gross, weil Verstärkungen erwartet wurden: 15 weitere madridistas würden aus verschiedenen Richtungen zu Ross, Fuss oder Schiff dazu stossen. Der Plan war perfekt: Die Pariser, noch liebestrunken vom Vortag (St. Valentin), würden die schleichende Einkesselung kaum bemerken, bevor es zu spät sein würde.

Dementsprechend überfallmässig und widerstandslos verlief die Einnahme eines Lokals im edlen 16. Arrondissement unweit des Eiffel-Turms. Schicke Mademoiselles und Messieurs sahen sich mit einem wachsenden RMCF-Mob konfrontiert, der fröhlich die Bar leertrank und immer lauter wurde. Mit dem Einbrechen der Dunkelheit stieg die Spannung: Der Moment der Schlacht rückte näher. Um 19h05 – schreiben die Chronisten – kam Hektik in die geifernden Wikinger-Reihen. Zwei ohrenbetäubende Knallpetarden waren das vereinbarte Startsignal. Der Tross setzte sich in Bewegung: Zuvorderst das legendäre «Berna»-Banner, dahinter rund 70 Fans aus Madrid, Bern und weiteren RM-Hochburgen. Die strategisch wichtige Place de Trocadéro fiel augenblicklich, der Verkehr auf der Av. du Président Wilson wurde lahmgelegt. Bengalen erhellten den Nachthimmel und Rauch trübte den Blick auf den Eiffelturm, auf dem sicherlich in dem Moment französische Wachen panisch Alarm schlugen.

Zu spät. Denn da verschwanden die Eindringlinge bereits in den Tiefen der Pariser U-Bahn. Die wehrlosen Pendler sahen sich einer wütenden Meute Berserker (und Walküren) gegenüber. Vor den Nasen des erstarrten Metro-Personals waren die Drehkreuze schnell überwunden, so dass bereits beim nächsten einfahrenden Zug bald RMCF-Stickers auf die Scheiben geklatscht wurden, hinter welchen uns entsetzte Augen fränkischer Zivilisten anstarrten. Beim ersten Zug liessen wir Gnade walten, der war uns zu voll. Als der nächste ebenso voll war, war es vorbei mit unserer Geduld: Grölend wurde er gestürmt, die Passagiere gegen hinten gedrückt.

Marcel Sembat hiess unsere Station. Die Treppen Richtung Frischluft wurden im Laufschritt erklommen; mit Spähern zuvorderst, denn zum Prinzenpark lag nur noch ein Kilometer. Laute Real Madrid Gesänge liess nun auch den Rest der Stadt wissen, dass diese bald gebrandschatzt und geplündert sein würde. Zuvor war aber noch eine Schlacht zu führen, und so positionierten sich die Wikinger, mit Banner und Trommel, auf den Rängen bereit zum Kampf.  

Die Schlacht und die Angriffe der Franken waren unerbittlich. Zwar konnten wir Wikinger beim Anblick von Quasimodo, dem aus Barcelona zugezogenen Glöckner der Kathedrale Notre Dame, nur lachen. Doch am Ende war der bittere Rückzug angezeigt. Wie im Falle der Wikinger im Jahr 885 war also auch unsere Belagerung erfolglos. Die dänischen Wikinger zogen immerhin mit einem Tribut von 350 kg Silber ab. Wir hingegen zogen mit null Punkten von dannen. Doch damit ist eine Schlacht vorbei, und nicht der Krieg. Und wenn wir RM Anhänger Wikinger genannt werden, dann hat dies einen guten Grund: Als Real Madrid in den 60er Jahren Titel um Titel holte, schrieb The Times: «Real Madrid streift durch Europa wie einst die Wikinger und verwüstet alles, was sich ihm in den Weg stellt.» Wir werden in Europa weiterhin Angst und Schrecken verbreiten.

HASTA EL FINAL, VAMOS REAL!



Reise nach Transnistrien

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