Nun da Real aus der Champions League ausgeschieden ist und der Traum von Wembley geplatzt ist, sind einige Anmerkungen angebracht:
Obwohl wir über die sportliche Leistung Reals nicht glücklich sein können (das desaströse Hinspiel ebnete Dortmund den Weg zum Weiterkommen), können wir auf RMCF, und besonders auf den madridismo, stolz sein.
Real hat die Königsklasse mit erhobenem Haupt verlassen. Nach der Demütigung in Dortmund reagierte die Mannschaft, stürmte bis zum bitteren Ende an und glaubte an das Wunder. Es wäre nicht die erste historische Aufholjagd des Klubs gewesen (zahlreich sind die epischen Rückspiele im Bernabéu, besonders mit Juanito auf dem Platz), und beinahe wurde sie erreicht. Eine bessere Chancenauswertung und wir würden bereits die Koffer packen für nach London. Auch wenn sportlich gesehen einige Spieler kritisiert werden können: Gekämpft haben alle. Sie haben alle ihr Bestes gegeben, haben um jeden Meter gekämpft und das Wappen geehrt. Wie ein Trainer und Freund immer sagt: „Im Fussball kann alles passieren, man gewinnt oder verliert. Aber wichtig ist, wie man es macht, und dass man alles gibt.“ Und deshalb wurde die untröstliche Mannschaft vom Bernabéu mit Applaus und Sprechchören verabschiedet.
Womit wir bei den Fans wären. Normalerweise, nein, eigentlich praktisch immer, lassen viele RMCF-Fans viel zu wünschen übrig: Zu viele pipas, zu wenig Support und sogar einige, die 90 Minuten still sitzen um dann aufzustehen und dem Gegner zu applaudieren. Die Mannschaft bedingungslos anfeuern? Nur die Gruppe hinter dem Tor, wie es Mou ausdrücken würde. Aber in diesem Halbfinale waren die Fans auf der Höhe des Vereins: Der 12. Mann war da. Trotz der unverschämten Preise, die Präsident Pérez wieder einmal ansetzte, trotz der vielen Deutsche, die mit viel Geld auf dem Schwarzmarkt lockten. Die Strassen beim Fondo Sur kochten, als sich der Mannschaftsbus Reals im Schritttempo einen Weg durch die euphorischen und in einem Zustand der Ekstase befindenden Massen bahnte. Die Spieler nahmen die Kopfhörer ab und trauten ihren Augen kaum: Ohrenbetäubende Gesänge, Rauch und Bengalen. Das Stadion ein riesengrosser Hexenkessel, Gänsehaut pur. Nur ab und zu waren die Dortmunder zu vernehmen. Wir glaubten an die Remontada, die Aufholjagd. Und sie glückte fast.
Barcelona und seine Fans dagegen, taten nur so als würden sie daran glauben. Und gingen deshalb klang- und sanglos unter. Die vielen wutentbrannten Tweets von culés mit „Tito muerete“ (Tito stirb) zeugen von der Armseligkeit einer Fangemeinde, die gar keine ist, und die mehr vom Scheitern Madrids (man sehe die vielen hämischen Kommentare nach dem Ausscheiden Reals) lebt, als vom Stolz über den eigenen Verein. Während viele von uns Real Fans das Rückspiel Farsa nicht einmal gesehen haben, und uns die erneute Erniedrigung des katalanischen Klubs nicht annährend über das Ausscheiden Reals hinwegtröstet, starrten viele culés in die TV-Röhre und freuten sich, als der Hauptstadtklub ausschied. Ein Klub kann noch so viel Geld haben. Doch die Fan Treue ist nicht käuflich. Im Gegenteil: Zu viel Geld und Berühmtheit füllt die Ränge mit Touristen und Modefans, auch bei Real. Und doch haben wir immer noch mehr treue Anhänger, die gegen die Vermarktung unserer RMCF’s kämpfen und für die traditionellen Werte Reals einstehen.
La Décima, die zehnte CL, die wird schon noch kommen. RMCF ist über 110 Jahre alt und wir haben keine Eile. Madrid vibriert ihr entgegen, auch weiterhin. Wichtig ist, dass der madridismo geeint bleibt und die Mannschaft ab jetzt immer so unterstützt wie in diesem Rückspiel. Und jetzt holen wir uns die Copa del Rey.
HALA MADRID!