Samstag, 28. Dezember 2019

Ein Clásico wie ein Weihnachtsessen


Es muss schon ein bisschen merkwürdig wirken: Gerade lief man noch durch das menschenleere Berner Kirchenfeldquartier und folgte einem unscheinbaren und umzäunten Weg, als plötzlich die Bar, auf welcher ein schwarzer Bärenkopf prangt, aus dem Nichts auftaucht. Fackelähnliche Lampen erleichtern die Wegfindung und die breite Fensterfront erlaubt einen Blick ins Innere: Ein wohnlich eingerichteter Raum, welcher sich stetig füllt. Kaum betritt man den Ort, wird man von lautem Gelächter, Rufen und Gläserklirren begrüsst: Herzlich willkommen zum traditionellen clásico-Essen von bernamadridista.


Immer wenn in der spanischen Liga Real Madrid auf den FC Barcelona trifft, organisiert der Berner Fanklub ein Essen, an welchem die Mitglieder zum gemütlichen Beisammensein eingeladen werden und um das Spiel zu verfolgen. Zum zweiten Mal fand der Anlass in der Berner Sportbar statt, welche an diesem Abend um ein Vielfaches mehr madridistas beherbergte als Anhänger des Erzrivalen. Wir durften über 30 Mitglieder begrüssen und mit ihnen den Abend verbringen, immer bestens versorgt durch das Bar-Team. Der Event bedeutet nicht nur Mitfiebern, Fluchen und Fingernägel kauen, sondern erlaubt auch den Austausch untereinander. Gerade Mitglieder, denen es aus beruflichen oder privaten Gründen nicht möglich ist, viel an den von uns organisierten Reisen teilzunehmen, können so trotzdem einen wichtigen Teil zu einer aktiven Fangemeinschaft beitragen. Dabei wird über das laufende Spiel, über die allgemeine Situation von Real und über vergangene wie auch anstehende Reisen diskutiert. Wir nehmen in der Regel an solchen Anlässen auch Artikel aus dem hauseigenen Shop mit, über welcher man Artikel beziehen kann, welche man in keinem offiziellen Real Madrid-Laden findet: Stickers, Notizblöcke, Schals, T-Shirts und sogar Biergläser umfasst unser kleines Sortiment.

Dieser Anlass bildete einen schönen Abschluss eines erlebnisreichen Jahres, an welches wir uns immer erinnern werden. Obwohl es sportlich bei Real Madrid nur mittelmässig lief, sind wir dankbar über die zahlreichen Teilnehmer, welche sich für die gemeinsamen Reisen angemeldet haben, oder sogar ein Ligaspiel besucht und den Fanklub vertreten haben. Highlights bilden sicher die zwei Choreografien in Istanbul und Brügge, welche mit viel Aufwand realisiert worden sind und für eine Welle an Lob in der Fanszene in Madrid gesorgt haben. Auch begrüssen wir die ansteigende Zahl an madridistas beim clásico-Essen und setzen alles daran, dass wir diese erfreuliche Entwicklung beibehalten können. Gerade bei solchen Spielen lebt eine aktive Fankultur von Emotionen und vom Zusammensein.

Das ganze BM-Team wünscht einen guten Rutsch ins neue Jahr und freut sich auf die anstehenden Reisen und natürlich auch auf das nächste clásico-Essen!

Siempre Real, siempre Berna

Hala Madrid!

Brügge sehen und... SIEGEN!

Auch wenn die Ausgangslage in der Gruppe für uns schon klar war, so ging es für die Mannschaft doch noch darum, sich beim letzten Spiel mit einem Sieg für den Aufwand der mitgereisten Fans zu bedanken. Zudem sollten einige Spieler geschont werden – mit Blick auf die kommenden Auswärtsspiele bei Valencia und Barsa sicher keine schlechte Idee.
Durch diese Gegebenheiten nicht weniger motiviert, reisten 15 Madridistas nach Belgien, um dort in den Genuss von Bier und Fussball zu kommen. Belgisches Bier gehört nicht umsonst zu den besten weltweit. Doch dazu später mehr…

Nach einer kurzen Zugreise mit morgendlichem Bier und guten Gesprächen ging es von Bern nach Genf und von dort aus nach Brüssel. Ein tapferes Mitglied trat die Reise alleine an und nahm für die komplette Hinreise den Zug – Chapeau!
Nach kurzem Flug in Brüssel angekommen, wurde ordentlich Bier gekauft, um die erneute Zugreise auch mit Sicherheit überstehen zu können. Ein gewieftes Gruppenmitglied kaufte von der Gruppe unbeachtet noch ein bisschen Whiskey und etwas Cola, was gemischt ja ganz geniessbar sein soll. Auf der Hälfte der Zugreise wurde das eben genannte Gemisch unerwartet zur Degustation freigegeben und die Zugreise ging plötzlich wie im Eiltempo vorbei.
In Brügge angekommen – und nach kurzem Zwischenstop im Hotel – traf sich die Truppe aus Bern mit weiteren Madridistas in einer Bar. Es floss viel Leffe, es wurde geplaudert, und nicht wenige RM-Fans aus Madrid klopften uns auf die Schultern: Berna, ihr seid überall! In der Bar herrschte eine ausgelassene Stimmung und die trockenen, strapazierten Kehlen wurden fleissig mit Gerstensaft kuriert. 
Kurz nach dem Eindämmern verliessen wir die Bar und machten uns langsam auf den Weg zum Stadion, welches doch relativ weit ausserhalb der Stadt lag. Dies führte zu einem ausgedehnten Fussmarsch, auf welchem Laternen und Schilder mit Klebern verschönert wurden und der dunkle Nachthimmel in den Genuss von bengalischem Feuer kam. Die Polizei – Dein Freund und Helfer – machte für uns den Weg frei und sperrte ganze Haupstrassen. Hurra! Die Jungs aus Madrid sind da! 
Beim Stadion angekommen, ging es durch mehrere Sicherheitskontrollen hinein in den Gästesektor. Mit dabei: Folien und Spruchband für eine kleine Choreo. Nach dem Tifo in Istanbul nun also auch ein kleines in Brügge! «leyenda blanca» war zu lesen. Eine Hommage an unsere Geschichte, aber natürlich auch ein Seitenhieb auf die «leyenda negra» (wer sie nicht kennt, soll sie googeln). 
Die Partie begann und unsere Mannschaft hatte zu Beginn leichte Schwierigkeiten, welche dann mit Fortdauer des Spiels verschwanden. So konnte in der zweiten Halbzeit ein ungefährdeter Sieg eingefahren werden und wir, die Mitgereisten, wurden mit 3 Punkten belohnt. Im Auswärtssektor war die Stimmung gut und es wurde lautstark gesungen, was zwar einzelne Personen immer noch zu stören scheint und diese dazu bewegt, demonstrativ auf ihren Plätzen sitzen zu bleiben. Hier noch ein kleiner Tipp für Leute dieser uns etwas befremdlichen Spezies: in einem Fansektor wird gesungen und die Mannschaft unterstützt. Wer es lieber komfortabel und kuschlig mag, soll doch lieber zuhause bleiben oder sich nicht gleich in die ersten Reihen setzen, weiter oben hätte es jeweils ausreichend Platz. Wir sind ein Fanklub und leben einen aktiven Madridismo! Wir sagen nein zum langweiligen, überteuerten und bequemlichen modernen Fussball! 

Kurz vor Ende der Partie hatte eine Person auf der angrenzenden Seite des Gästesektors noch die glorreiche Idee, uns mit einer Katalanen-Fahne zu provozieren. Wir müssen ihr danken: Der Auswärtssektor wurde zum Tollhaus und wir feuerten unsere Mannschaft umso mehr an! 
Nach dem Schlusspfiff folgte ein uns schier endlos erscheinender Fussmarsch durch die Dunkelheit und ein eisiger Wind blies uns um die Gesichter. Glücklicherweise überstanden alle diesen Marsch – jedenfalls trafen wir uns alle am nächsten Mittag wieder zu einem letzten belgischen Bier! Bei einer gemütlichen Runde wurden noch einmal die Ereignisse des vergangenen Abends diskutiert, woraufhin wir dann wenig später zusammen nach Brüssel und in die Schweiz fuhren. Mit vielen neuen Eindrücken und bereits ein wenig Vorfreude auf die nächste Reise. Denn: nächster Halt Achtelfinale!
Berna Madridista – los de siempre! Hala Madrid!


Montag, 25. November 2019

Schuldig: Presse. Pfeifende Fans. Bale. In that order.

Credit: marselle @yesnocse

Es darf doch nicht wahr sein. Gerade als unsere Mannschaft zu funktionieren beginnt und der Punktezähler sich endlich in 3-er Schritten bewegt, als der Achtelfinal-Einzug gefestigt und die co-Führung in der Liga-Tabelle konsolidiert werden, da beginnt die grösste aller anti-Bale Kampagnen. Zufall? Wohl kaum. Sie wollen uns spalten, sie wollen uns schwächen, sie wollen uns stürzen sehen. Begreift ihr das nicht?

Aber fangen wir von vorne an: Erinnert ihr euch daran, als Bale nach Madrid kam und die Presse erfand, er habe eine Diskus-Hernie? Der Hang, ihn anzugreifen, hatte seinen Anfang genommen. Es folgten weitere Titelseiten gegen ihn und seine Verletzungsanfälligkeit, seine offenbar mageren Spanisch-Kenntnisse und sein Hobby, dem Golf. Wenn auch seine Leistungen nicht immer den Erwartungen entsprachen, und er zuletzt bei Wales spielte und siegte, bei RMCF jedoch verletzungsbedingt ausfiel – was tatsächlich ärgerlich stimmt – kann niemand leugnen, dass uns Bale zu vier glorreichen Champions League Titel verholfen und viele hervorregende Spiele bestritten hat. Natürlich hatte er einige Verletzungspausen, aber Modric etwa nicht? Natürlich gab es Wechselgerüchte, aber was ist denn mit Ramos und seinem China-Zirkus im Sommer? Natürlich stimmte manchmal der Einsatz bei ihm nicht, aber bei Isco etwa? Gab es jemals Pfiffe gegen Modric, Ramos oder Isco?

Merkt euch eins, Freunde: Jemanden, den die spanische Sportpresse vehement angreift, den gilt es in der Regel zu verteidigen. Und wen der Blätterwald in Madrid rühmt und lobt, den gilt es zu hinterfragen. Wollt ihr meine Meinung? Bale hat Scheisse gebaut. Auf jeden Fall. Statt diese Fahne, die Madrid vor aller Welt ins Lächerliche zieht, aufzuheben, hätte er sich an einer Pressekonferenz über die Journalisten-Geier lächerlich machen können. Aber der hölzerne Waliser (und auch sein Berater nicht) hat halt diesen Geistesblitz nicht. Der manchmal etwas passive Gareth hat sich auf seine Weise bei der Presse revanchiert. Dass sein Angriff nicht Real Madrid galt, da habe ich überhaupt keine Zweifel. Auch seine RM-Mitspieler rissen mit ihm am letzten Training Witze über die Golf-Stories von Marca, und als Bale im eigenen Stadion ausgepfiffen wurde (und zwar genau von jenen «madridistas», die nie die eigene Mannschaft anfeuern dafür aber Ronaldinho oder Messi beklatschen), und das Tor von Modric vorbereitete, gingen seine Kameraden zu ihm...

Auch ich werde aus Bale häufig nicht schlau. Es scheint, als hätte er es sich bequem in seiner Opferrolle eingerichtet, während RMCF auch nichts getan hat, um ihn zu verteidigen (womit auch dem feigen Schweigen des Klubs einen Vorwurf gemacht werden kann). Aber: Selbst der grösste Bale-Kritiker muss zugegeben, dass die spanische Presse eine Hexenjagd veranstaltet und mit ungleichen Ellen misst. Wusstet ihr, dass AS im Bernabéu mit einem Dezibel-Messer die Pfiffe mass, und stolz verkündete, sie hätten 87 Dezibel erreicht? Habt ihr bei diesem Zynismus nicht gleich Lust, Bales Trikot zu kaufen, mit der AS Hundescheisse aufzuheben und die Wiederholung des Tors UNSERER Nummer 11 in Kiew anzuschauen?

Es gibt nicht viel, was man im Bernabéu tut und sein lässt. Man feuert die Mannschaft an. Man beleidigt Barça und Atléti. Man pfeift nicht die eigenen Spieler aus. Man pfeift nicht die eigene Mannschaft aus. Und mir ist egal, ob Bale Golf spielt und kein Spanisch spricht: Wegen dieses Laufs gegen Barcelona beim Cup-Finale, wegen dieses Traumtors in Kiew, wegen dieser vier gewonnen CL in nur fünf Jahren und – nicht zuletzt – um der anti-madridista Presse eins auszuwischen: Ich stehe hinter Bale, wie hinter jedem der Spieler unseres RMCF, denn ich habe keine Zweifel, dass sie alle die richtige Reihenfolge kennen: SOLO. REAL. MADRID.




Sonntag, 27. Oktober 2019

Königlicher Einsatz am Bosporus



Lediglich 8 Mitglieder von berna madridista reisten aus der Schweiz an den Bosporus, um das Spiel im "lautesten Stadion der Welt" zu sehen. So laut war es allerdings nicht, doch dazu später. Die Madridistas reisten zu unterschiedlichen Zeiten an, die einen etwas früher, die anderen etwas später (zwei waren gerade mal 16 Stunden auf türkischem Boden...). Doch alle hatten das gleiche Ziel: holen wir uns den Sieg und zeigen dem Rest von Europa, das wir noch leben!


Zuerst traf sich die Gruppe beim Taksim-Platz, im Hotel wo sich Real Madrid einquartierte, wo wir das mitgebrachte Tifo das erste Mal präsentieren mussten. Begeistert bestaunten die Angestellten das aufwändig und von Hand gemalte Abbild von Darth Vader mit der Unterschift „el Imperio contraataca“ – das Imperium schlägt zurück!

Danach wurde bei Bier, Döner und Falafel über Fussball diskutiert, Stickers ausgetauscht und über die Inszenierung des Tifos im Stadion gesprochen. Um die durstigen Kehlen auch weiterhin mit dem türkischen Hopfensaft beglücken zu können, wurde nach dem Restaurant-Besuch noch kräftig Bier gekauft. Da uns von einer Anreise per U-Bahn abgeraten worden war, ging es mit 2 Taxis raus zum Turk Telekom Stadyumu – dem Stadion von Galatasaray Istanbul.

Dort angekommen marschierten die 8 Nasen in Richtung Gästesektor und stimmten die ersten Gesänge an. Tafeln wurden mit Klebern verschönert, womit wir auch hier unseren kulturellen Beitrag leisteten. Bei der Sicherheitskontrolle angelangt, musste das Tifo erneut aufgerollt und präsentiert werden. 

Aus unerklärlichen Gründen wurde uns von der UEFA ein Einlass eines Teils der Choreo untersagt – die violetten und silbrigen Folien mussten leider draussen bleiben. Trotz Sicherheitszertifikat, Anmeldung bei Real Madrid sowie Galatasaray Istanbul und Einhaltung aller Anforderungen. Es ist zum Haare Raufen.

Verärgert, aber nicht weniger motiviert ging es mit dem gemalten Teil der Choreo rein in die Hölle von Istanbul. Dort angekommen, wehte uns bereits eine Welle der Abneigung und des Hasses entgegen. Bei der Verlesung der Startelf unserer Mannschaft ertönte ein enormes Pfeiffkonzert. Ein erster Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.

Beim Erklingen der Champions League-Hymne entrollten wir das Tifo mit dem mächtigen Darth Vader, welches dann auch im Fernsehen zu sehen war.  Unsere Mannschaft begann gut und die Stimmung im Gästesektor wurde durch unser Engagement salonfähig. Schon bald schoss Toni Kroos unsere Farben in Front und der türkische Fussballtempel verstummte für die nächsten Minuten.
 
So war das Tifo geplant - leider kam nur der Mittelteil rein...
Uns spornte dieses Tor an, auf der Tribüne noch mehr Einsatz zu zeigen und somit machten wir bald einmal ohne lästige Oberkörper-Bekleidung Stimmung. Das führte schliesslich dazu, dass sich sogar die filmenden und essenden Sesselfurzer von ihrem Sitzplatz erhoben und bei den Gesängen mitmachten. Natürlich gab es wie immer auch jene Touristen, die nicht einmal dann aufstanden...

Auf dem Rasen plätscherte das Spiel mehr oder weniger spannend vor sich hin und richtig laut wurde es nur phasenweise. Die uns angekündigte „Hölle von Istanbul“ entpuppte sich als gar nicht so höllisch, was vielleicht daran lag, dass unsere Mannschaft nicht viel anbrennen liess. Der Schlusspfiff ertönte und auch Minuten nach dem Schlusspfiff und in den Gängen des Stadions wurde unsererseits weitergesungen – unermüdlich, teils mit zunehmend krächzender Stimme. Mit dem Bus fuhren wir dann vom Stadion in das Stadt-Zentrum, von wo es dann schleichend und nicht mehr so laut – dafür mit einem Döner in der Hand – Richtung Hotel ging.

Aus der madrider Fanszene kamen höchst lobende Worte nach Bern. Eine Choreo in einem Auswärtssektor in Istanbul, das ist nicht alltäglich. Dieser Zuspruch motiviert uns natürlich auch zukünftig kreativ zu sein und unsere Leidenschaft für RMCF und unsere Liebe zu diesem Klub in Choreos münden zu lassen. Wir hoffen, dass sich weitere Mitglieder dazu motivieren lassen, in ihrer Freizeit mit uns zu malen und dann an abenteuerliche Orte wie Istanbul zu kommen. Wir brauchen jeden und jede Stimme, die im Stadion zu einer guten Stimmung im Gästesektor beiträgt! Mach was für Deinen Klub, aktiver madridismo!

In diesem Sinne – auf nach Brügge!

Berna Madridista – siempre presente



Sonntag, 28. Juli 2019

Was für eine Saison - in vielerlei Hinsicht

Verwöhnt vom süssen Erfolg der erneuten Titelverteidigung in der Champions League starteten wir am 15. August 2018 in ein neues Abenteuer. Der Auftakt bildete an jenem Tag der UEFA Super Cup und dabei ausgerechnet gegen unseren Stadtrivalen! 2-1 lagen wir vorne, bevor Atléti ausglich und schliesslich das Spiel mit 4-2 für sich gewinnen konnte. Ein böses Omen? Auch abseits des Feldes hatte es ein paar Änderungen gegeben: Nach dem Rücktritt von Zidane bekleidete Lopetegui neu den Trainerposten. Weiter hinterliess der Abgang des grossen C. Ronaldo – der uns so viel Ruhm eingebracht hatte – nach Italien sichtbare Lücken, wie sich später herausstellen würde. Auch im Lager der Torhüter wurden die Karten neu gemischt, als Courtois von Chelsea neu das königliche Trikot überstreifte. Ansonsten ahnten viele von uns, dass das Beibehalten des erfolgsgesättigten Kaders die falsche Wahl ist.
Wir als Fanklub starteten mit über 230 Mitgliedern – davon sehr viele langjährige – und freuten uns auf die gemeinsamen Reisen und Aktivitäten. Der Anfang bildete das Abenteuer in Pilsen, als 19 madridistas in der Doosan-Arena unsere Mannschaft anfeuerten und einen 2-1 Sieg miterleben durften. Erfreulich für die Mitgereisten war die Tatsache, dass Pilsen eine sympathische Abwechslung bedeutete, da Orte wie Dortmund, München oder Turin von uns schon viele Male besucht worden waren. Ein besonderer Erfolg verbuchten wir durch das Realisieren einer Choreografie im Auswärtssektor, mit welcher wir unseren Ruf in Madrid beim Klub und in der Fanszene weiter verbessern konnten.
Die durchzogene Leistung von Real (5-1 Klatsche im Clásico, Schwächeln in der Liga und Niederlage gegen Moskau) führte zur Entlassung von Lopetegui und der Neuanstellung von Solari. Man erhoffte sich mit einer frühen Korrektur die Saison noch in die richtige Richtung lenken zu können. Es würde sich jedoch zeigen, dass der Fehler vielmehr in der von der Klubführung versäumten Planung lag.
Als nächstes stand Rom auf dem Reiseprogramm und mehr als ein Dutzend von uns machte sich auf den Weg in die ewige Stadt, wo ein weiterer Sieg gefeiert werden konnte. Während die Leistungen im eigenen Land weiterhin nicht besserten, konnte man doch auf eine spannende Champions League für Real hoffen. Wie wir uns da täuschten: Während wir auswärts im Gästesektor der Amsterdam Arena ausgelassen jubelten, bedeutete das Rückspiel in Madrid der Untergang in Form eines Debakels. Was blieb war die Liga und der Cup.
Nach der zweiten Niederlage gegen Barsa in der Saison wurde auch Solari entlassen und der König der Königsklasse Zidane kehrte zurück. Seine Rolle beschränkte sich jedoch mehr auf das Durchbeissen bis zum von uns ersehnten Ende dieses Albtraums: Real Madrid lag in der Liga auf dem dritten Platz, schied im Cup im Halbfinale und in der Champions League im Achtelfinale aus. Und das Problem war eigentlich nicht das Ausscheiden an sich, sondern die Art und Weise, wie die Mannschaft ohne Herzblut diese Demütigungen schulterzuckend akzeptierte.
Doch wir blicken auf diese Zeit mit einem weinenden und mit einem lachenden Auge zurück: Die teils miserablen Leistungen brachten uns an den Rand der Verzweiflung und wir können uns nicht daran erinnern jemals mehr geflucht zu haben als dieses Jahr. Doch dieser Tiefpunkt sehen wir als Neuanfang, als Phönix, der sich aus der eigenen Asche erhebt. Wir begrüssen den Abgang vieler Modefans nach dem Transfer von CR und der schlechten Saison von Real. So trennt sich der Spreu vom Weizen und wir freuen uns darauf, die neue Saison mit wahren madridistas in Angriff nehmen zu können.
Als letzter Akt des aktiven madridismos der Saison fuhr eine kleine, aber äusserst motivierte Gruppe von Mitgliedern, begleitet von Fans aus Madrid und sogar Buenos Aires, nach Valladolid. Es war ein kurzweiliges Abenteuer, welches uns aber immer in Erinnerung bleiben wird: Die Fahrt im Car war dabei genauso ausgelassen und laut, wie es später auch in einigen Bars in Valladolid zu und her ging. Diese Reise an ein Liga-Spiel diente nicht nur um einen neuen Ort kennenzulernen, sondern auch um unsere Forderung an den Klub zu stellen: Mahnend hing unser Banner am Anfang des Spiels mit dem Text «MÁS REGUILÓN» im Auswärtssektor. Das vorbildliche Verhalten des Spielers Sergio Reguilón (inzwischen ausgeliehen an Sevilla) führte uns vor Augen, dass immer noch Gladiatoren existieren, die das Wappen wie Löwen verteidigen. Unser Spruchband sollte andere Spieler daran erinnern, dass das Wappen das Wichtigste ist.
Ein weiteres Highlight bildete diesen Sommer das erste offizielle berna madridista-Turnier, welches in Bern stattfand. Bei prächtigem Wetter traten insgesamt sechs Mannschaften gegeneinander an. Unsere Sponsoren ermöglichten es uns, tolle Preise vergeben zu können. Besonders stolz sind wir dabei auf das BM-Trikot, welches von uns designt und produziert wurde. In keinem überteuerten RM-Fanshop lässt sich aktiver und aufrichtiger madridismo kaufen, merkt euch das werte Freunde. Auch liessen wir ein BM-on tour T-Shirt produzieren, welches alle Reisen abbildet, die wir in den letzten 10 Jahren unternommen haben. Auch im nicht-textilen Bereich waren wir fleissig: Seit Ende 2018 verkaufen wir Biergläser à la Berna. So schmeckt Bier mindestens doppelt so gut… haben wir gehört.
Am Turnier vermissten wir sehnlichst Humberto. Er wäre ganz sicher dabei gewesen. Im November im besten Alter von uns gegangen, hat er eine riesengrosse Lücke im Fanklub und unseren Herzen hinterlassen. Humberto, wir werden dich nicht vergessen! Weder bei den nächsten Auswärts-Abenteuern in der neuen Saison, noch bei den vielen geplanten gemeinsamen Aktivitäten. Der Fanklub trug für die Beerdigung einen Blumenkranz bei, um «Humbi» die letzte Ehre zu erweisen.
Die Saison 2018/2019 kurz und knapp: 122 Tickets wurden für Heimspiele über den Fanklub bezogen. Dabei waren gemässigte Spiele wie gegen Alavés dabei, packende wie gegen Valencia und sogar Kracher wie gegen Atlético oder Barcelona. 60 Mitglieder reisten an die Champions-League Auswärtsspiele und legten dabei eine Gesamtstrecke von 8'827 Kilometer zurück (ca. die Strecke Bern – Kapstadt, Südafrika). Weiter wurden über unser Tippspiel zahlreiche Preise verlost und beim SRF-Tippspiel konnten drei glückliche Gewinner tolle Preise abstauben, unter anderem ein von Nacho Fernández signierter Fussballschuh und zwei Tickets für ein Heimspiel nach Wahl. Auch wurden wieder die zwei traditionellen clásico-Essen durchgeführt, bei welchen alle Mitglieder vom Fanklub zum Essen und Trinken eingeladen wurden. Einmal gab es eine köstliche Paella in der Galaxy-Bar und einmal wurden leckere Burger in der Berner Sportbar geschlemmt.
Genug in alten Zeiten geschwellt, denn die Zukunft ist rosig: Auf in eine erfolgreiche und ruhmvolle Saison 2019-2020! Hala Madrid!














Dienstag, 18. Juni 2019

Copa Berna Madridista 2019


Die Anfänge von Berna Madridista datieren aus dem Jahr 2008. In den bisherigen 11 Jahren hat es alles Mögliche gegeben: Unzählige Reisen an Auswärtsspiele (per Bus, Flugzeug, Auto, Kleinbus,...), mehrere stolze Choreos, unzählige Anlässe bei besonderen Spielen, unzählige Kater, viele Tränen, ein Dutzend leidenschaftlich zerborstene Flaschen, viele fröhlich leuchtende Bengalen, ein paar knallende Petarden, viele strahlende Tippspiel-Gewinner, ein paar enttäuschte Verlierer, viele Ab- und Zugänge (Letztere stets in der Überzahl), viele hauseigene Artikel, und vor allem: viel viel Herzblut. Aber etwas gab es bisher noch nie. Und es war höchste Zeit, dies zu ändern. Und so fand am 16. Juni 2019... das erste Fussballturnier von Berna Madridista statt!


Nach einem gewitterhaften Samstag, der die Organisatoren etwas zittern liess, erwachte der Sonntag mit den Strahlen einer warmen Juni-Sonne, die bald den perfekt geschnittenen Rasen des Sportplatzes gleich gegenüber des Marzili-Bads in Bern trocknen würde. Zum Teil mit Augenringen im Gepäck, aber überaus pünktlich, trafen dann die Spieler (und zwei Spielerinnen!) der sechs Mannschaften ein. Neugierig beäugten sich die Mannschaften, und immer wieder offenbarte ein Freudenschrei, dass zwei Bekannte sich unverhofft am gleichen Turnier befanden. Was fanden die sechs Mannschaften vor? In Kisten voller Eis kaltgestellte Bierflaschen, armlange und leckere Sandwiches (danke Ingo!), kostenlose Früchte und Riegel sowie ein spektakuläres Spielsystem!

Und so rollte ab 10 Uhr der Ball im ersten Gruppenspiel. Die je drei Mannschaften in den beiden Gruppen kämpften in 13-minütigen Spielen um jeden Punkt, massen sich dann in Playoffspielen und kämpften danach in zwei neuen Gruppen jeweils entweder um Rang 1 oder um Rang 4. Dass es allen um was ging, merkte man rasch an wütenden Protesten beim Schiedsrichter, den lauten Jubelschreien nach einem Tor oder dem Hände-Verwerfen nach einer vergebenen Chance. Und doch: Es ging sehr fair zu und her, es gab keine schlimmen Fouls, abgesehen kleinerer Blessuren keine Verletzungen, keine gelben oder roten Karten und auch keine Schwalben – wir sind ja schliesslich nicht vom FC Barcelona. Von letzterem Klub meldete sich übrigens kein Fanklub an. Mag sein, dass das erneute Scheitern in der nur wahrhaft Grossen vorbehaltenen Königsklasse tiefe Wunden hinterlassen hat...


Am Ende des Turniers gab es – wie generell in der Natur, und wie ganz ausgeprägt beim Madrider Derby – Gewinner und Verlierer. Die Erstplatzierten – die Level Up Auswahl – liefen mit einem BM-Pack (inkl. der Mitgliedschaft 2019-20 bei BM) vom Platz. Die Zweitplatzierten („Weg nach London“) werden bald mit ihren von der Berner Sportbar (https://sportbarbern.ch/) gesponserten Gutscheinen fein essen gehen. Und die Viertplatzierten, die Mannschaft Real Madrid, erhielten von der Goal-Bar (https://www.goalfussballbar.ch/) Bier-Gutscheine und tolle T-Shirts. Für die Letztplatzierten (Hideout CF) gab es eine vom Fitnessstudio Level Up (https://levelupfitness.ch/) gesponserte Motivationsspritze – mit etwas Training sieht es an der nächsten Copa BM ganz anders aus!

So oder so ging niemand mit leeren Händen (und schon gar nicht mit leerem Magen oder Durst) nach Hause: Die zwei Berna Madridista Teams durften das erhaltene und frisch hergestellte BM-Trikot gleich behalten, und alle anderen werden in Zukunft aus dem edlen berna madridista Kelch Gerstensaft schlürfen. Aber das Turnier, so wurde uns inmitten der guten Stimmung vielseitig versichert, sei auch ohne diese grosszügigen Gesten ein Highlight gewesen. Und so sind wir auch trotz dem relativ grossen Aufwand und ohne falsche Bescheidenheit überzeugt: Die Copa Berna Madridista soll es auch 2020 wieder geben, und – wer weiss – vielleicht wird sie ja sogar zu einer festen Grösse im Berner Sommerloch.

Grosser Dank an unsere Sponsoren, grosser Dank an die Teilnehmenden, und bis zum nächsten Mal...

HASTA EL FINAL, VAMOS REAL! 


 

Sonntag, 26. Mai 2019

Amsterdam: Immer eine Reise wert


Voller Vorfreude reisten gut 20 unserer Mitglieder nach Amsterdam – endlich mal ein anderer Gegner und eine andere Destination, dachten sich wohl die meisten von uns. Denn die letzten zwei Reisen des Fanklubs in die holländische Stadt der Sünden fanden im November 2010 (0-4) und im Oktober 2012 (1-4) statt. Für einmal bescherte uns das Los also nicht die in den letzten Jahren üblichen Kontrahenten BVB, Bayern München oder Schalke. Nein, mit der AmsterdamArena sollten wir endlich wieder mal ein Stadion (und eine Stadt) zu Gesicht kriegen, welches die meisten noch nicht in- und auswendig kannten. Ein paar kannten sich jedoch dann doch verdächtig gut in der Innenstadt aus...

Die Anreise konnte leider nicht von allen gemeinsam angetreten werden. Aber spätestens bei der Ticketabholung beim von Real Madrid gewählten Hotel lief man sich erstmals über den Weg. Mit dem Ticket in der Tasche und der Aussicht auf Bier und Gesang machten wir uns auf in Richtung der Temple Bar, welche zuvor als Treffpunkt für Madridistas bestimmt worden war.

So wurden die Stunden vor dem Spiel mit viel Bier, Gejohle und Fussballphilosophie überbrückt. Bald zierten Dutzende unserer Stickers das Lokal, und wenn drinnen und draussen lautstark Lieder angestimmt wurden, flog auch mal ein Bierglas durch die Taberne. Nach vielen Stunden und noch mehr Gerstensaft machte sich die Gruppe fröhlich auf den Weg zum Bahnhof, wo wir die Bahn zum Stadion nehmen mussten. Während der Fahrt stimmten auch die Ajax-Fans aus voller Kehle diverse Lieder an und zeigten uns damit, dass nicht nur wir heiss auf den Match sein würden.

Im Stadion angekommen wurde unser Banner ganz oben unter dem Stadiondach befestigt und schon kurz danach liefen die beiden Mannschaften ein. Die Holländer schwanken ihre weissen Fähnchen und sangen lautstark ihre Hymne – eine tolle Atmosphäre!

Aber auch bei uns im Gästesektor war die Stimmung gut, wir peitschten unsere Mannschaft nach vorne. Zuerst mit mässigem Erfolg, denn Ajax war die spielbestimmende Elf und kam zu einigen gefährlichen Möglichkeiten. Umso lauter wurde gefeiert, als Benzema nach einer hervorragenden Vorlage von Vinicius herrlich vollendete und den Gästesektor in Ekstase versetzte. Eine Fackel wurde gezündet und die Stimmung im Gästesektor wurde noch explosiver.

Der Ausgleich der Holländer wurde mit Bier weggespült (zum Glück gibt’s ja wieder richtiges Bier in der Champions League) und schon bald ging’s in die Schlussphase, in welcher uns Asensio ein zweites Mal jubeln liess. Das Stadion verstummte, wir schrien uns die Seelen aus dem Leib und feierten den nächsten Sieg in Europa. Wir konnten damals ja noch nicht wissen, was uns das Rückspiel bringen würde...

Und so, ohne zu ahnen – oder vielleicht ein wenig – dass diese Saison im Mülleimer landen würde, und unser einziger Trost die Niederlage Barcas gegen Liverpool sein würde, zogen wir alle fröhlich und selbstbewusst Richtung Innenstadt, wo der eine oder andere sicherlich noch um die (rot belichteten) Häuser zog und sich ein letztes Bier – oder sonst was – gönnte.

Nach dem Spiel in Amsterdam war RMCF bereits über 1'000 Tage am Stück der König Europas. Wir wissen nun, dass dieser Zähler beim nächsten CL-Finale angehalten wird. Und doch können wir stolz sein auf unseren Klub, für welchen wir jede Saison so viele Kilometer zurücklegen.

Und so können wir die neue Saison kaum erwarten: Siempre madridistas!

Donnerstag, 14. März 2019

Jetzt, jetzt ist der Moment!

Es ist alles verloren. In einer Woche wurden alle unsere Alpträume wahr: Zuerst das erbärmliche Ausscheiden vor eigenem Publikum und gegen den Erzfeind in der Copa del Rey. In der Berner Sportbar war die Stimmung selten schlechter. Dann, wieder zuhause und wieder gegen Barcelona, ein 0-1 welches die Chancen auf die Meisterschaft auf ein Minimum reduzierten. Trotz der sportlichen Mängel blieb da noch ein wenig Hoffnung auf unsere Königsdisziplin, die Chaaaampions. Nach dem Hinspiel-Sieg, und angesichts der Dominanz auf dem Kontinent, glaubten wir alle, dass mit einem sportlich mittelmässigen aber beherzten Auftritt der Einzug in das Viertelfinale gelingen würde. Aber nein: Vor heimischem Anhang das nächste Fiasko. Adiós Copa, ciao Liga, byebye Champions League. 

Während der Journalismus-Blätterwald unter den freudigen Flügelschlägen der vielen As-Geier Reporter – die sich als objektiv geben, aber Real Madrid wegen seinem Glanz regelrecht hassen – raschelte, verliessen unten durch die ersten Ratten das Schiff. Einige davon waren bereits letzten Sommer mit C. Ronaldo nach Turin gegangen. Aber viele zeigten sich erst jetzt. Endlich, umso besser.



Wenn das Imperium strauchelt, dann freuen sich so manche. In der Goal-Bar spürten wir viel Schadenfreude. Aber trotz all dem Gelächter war der Geruch nach angestauter Galle nicht zu überriechen. Schlägst du auf dem Weg zur Arbeit die 20 Minuten auf, erkennst du, wie RMCF auch in der Schweiz viele Journalisten glücklich gemacht hat. Bei der Arbeit, das Grinsen. „Louft bi Real, hä?“, begrüsst dich der Kollege, der Mal Liverpool „cool“, mal PSG „geil“ und natürlich immer Barça „sympatisch“ findet, aber nach zwei Live-Spielen im Stade de Suisse bereits zuvorderst in der Meisterfeier Selfies schiesst. „Wieso habe ich auch nur gesagt, dass ich madridista bin?“, fragst du dich da. Zu spät. Und wenn dann noch der Vorgesetzte einen Klugscheisser-Kommentar von sich gibt, fragst Du Dich ernsthaft, ob es sich nicht lohnen würde, ihm auf die Füsse zu spucken, einen Schrank von der Wand zu reissen und zu gehen, anstatt eine politisch korrekte „Mä cha nid immer gwinne“ Antwort zu murmeln.

Doch die schlechte Laune lichtet sich, und 8 berna madridistas machen sich auf nach Madrid, wo auch das Basket-Spiel gegen Fenerbahce gewonnen wird. Zusammen mit 5 madridistas aus Argentinien und 8 Jungs aus Madrid trifft man sich dann am Sonntag 10. März vor dem Santiago Bernabéu. Hä? Ist doch Auswärtsspiel? Genau. Und ist doch nichts mehr zu gewinnen? Gerade darum. Es ist Mittag, es ist sonnig, aber ziemlich menschenleer. Den meisten ist noch die Müdigkeit anzumerken – am Vortag gab’s ein gemeinsames Nachtessen im madridista Restaurant „Viejo Chamartín“ und dann das übliche Programm. Trotzdem wandert eine namhafte Anzahl Bierdosen in den gebuchten Kleinbus. Es wartet eine 3-stündige Fahrt: Ab nach Valladolid.

Valladolid? Das war einmal die Hauptstadt des Königreich Kastiliens, und während 6 Jahren sogar ganz Spanien. An diesem Sonntag gleicht sie eher einem Provinznest, das kalt auf einer Hochebene thront. Zwei wenige Meter von einander entfernte Tabernen werden in Beschlag genommen und ihr Tagesumsatz gleich vervielfacht. Dann geht es singend und Sticker klebend zur Ticketabholung und dann zum Stadion José Zorrilla. Nach Diskussionen mit den stets äusserst unhöflichen spanischen Polizisten müssen wir unser Lager im oberen Teil des Auswärtssektors aufschlagen. Zuvor wird jedoch beim Eintritt der Mannschaften ein Spruchband entrollt: „Más Reguilón“. Mehr Eier, mehr Leidenschaft, mehr Klubliebe verlangen wir.

Finde Berna :D
Dann beginnen 90 Minuten ununterbrochenes Singen. Auf die Wand schlagend, zuletzt fast nur noch krächzend. Obwohl das kalte Stadion im Volksmund „die Lungenentzündung“ heisst, sind alle bald ohne T-Shirt. Der Real-Sektor macht (schüchtern) mit, viele Valladolid-Fans (denen wir einen Verbleib in der Primera División wünschen) schauen uns fassungslos an. Ihr aus Bern? Hier? Jetzt?? Ja, Freunde, jetzt, genau jetzt ist der Moment dafür.

Als beim Schlusspfiff die Spieler grüssen kommen, singen wir stoisch weiter über unsere Liebe zum Klub. Die Spieler sollten längst verstehen: Wir sind nicht ihretwegen gekommen, und das Resultat ist uns scheissegal. Wir sind hier, für das, was sie auf der linken Brust tragen.

VOLVEREMOS.