Dienstag, 2. November 2021

Erste, zweite,… bereits dritte Copa Berna Madridista!

Die dritte Ausgabe der Copa BernaMadridista vom 22. August 2021 sollte nicht weniger spektakulär werden als seine beiden Vorgängerinnen. So versammelten sich erneut die begnadetsten Fussballer Berns auf dem Sportplatz Altenberg. Der Sonntagmorgen war noch etwas kühl, das Wetter für den schlechten Sommer aber ganz in Ordnung. Und so konnte mit den Vorbereitungen begonnen werden. Das Feld wurde abgesteckt, die Tore aufgestellt, die wertvollen Gerstensäfte gekühlt und die Matchbälle ein erstes Mal mit feinem Füsschen in den Winkel geschlenzt.

Nach und nach trudelten die ersten Spieler ein und kämpften sich durch die kreischende und nach Autogrammen lechzende Fanmassen. Ein Team hatte aufgrund des hohen Zuschaueraufkommens mit einer kleinen Verspätung zu kämpfen, was den Turnierbeginn nur unwesentlich nach hinten schob. Sobald sich alle Spieler vor dem ehrenwerten Turnierdiktator - pardon, Turnierdirektor – versammelt hatten, wurden die traditionsreichen Statuten verlesen und mit tosendem Applaus zur Kenntnis genommen.

 Bereits beim ersten Spiel zeigte sich, dass dies nicht irgendein gewöhnliches Fussballturnier ist, sondern ein hochklassiges und seines Gleichen suchendes Fussballfest, welches den allerhöchsten Ansprüchen genügt. Es dominierte die feine Klinge, ja sie war zeitenweise sogar fast so fein wie jene des besten Fussballvereins der Welt. Und so kam es, dass der Gewinner der ersten Austragung, Team Level-Up, eine empfindliche Niederlage einstecken musste. Und dies ausgerechnet gegen die Grossväter, das Team «Grandpas». In den restlichen Gruppenspielen zelebrierten die Teams FC Nordring, FC B-Garnitur, Futbol Society und Berna Madridista ebenfalls überdurschnittlich guten Zauberfussball, was vom Publikum mit frenetischem Applaus belohnt wurde.

Kaum war die Gruppenphase vorbei, wartete die einstündige Mittagspause auf die heroisch kämpfenden Gladiatoren. Die Bäuche wurden mit exquisiten Sandwiches von Paddy’s Fitmeal und isotonischem Gerstensaft versorgt. Für viele Zuschauer war es DIE Gelegenheit, ihre Idole für einmal aus der Nähe betrachten zu können. Nach dieser kurzen Stärkung ging es mit der legendären Zwischenrunde weiter. Es wird bereits gemunkelt, dass andere namhafte Organisationen bei unserem Turniergeneral Anfragen eingereicht haben sollen, diesen Turniermodus übernehmen zu dürfen. Doch dies nur als zusätzliche Information für unsere werte Leserschaft.

Nicht alle Teams überstanden diese schier unüberwindbar erscheinende Zwischenrunde. Und so kam es, dass die Teams Futbol Society, Berna Madridista und die Grandpas um den Turniersieg kämpften. Mit dem kleinstmöglichen Unterschied von einem mickrigen Törchen entschied Futbol Society den Kampf für sich. An dieser Stelle wollen wir ein weiteres Mal unsere Gratulationen aussprechen und den Teams für ihren Einsatz danken.

Wieviel der Sieg dieser Trophäe bedeutet, kann man dem Kapitän des Teams bei seinem Siegestanz ansehen: Das Video wurde auf Instagram millionenfach geteilt und rang selbst Vladimir Putin ein Lächeln ab.

Bis zur nächsten Austragung verbleiben wir mit einem kräftigen HALA MADRID!!!

Mittwoch, 21. April 2021

Super League – als das Erlebte vor dem inneren Auge vorbeizog

Ich schreibe diese Zeilen an einem Mittwochabend um 22h01, während meine Mannschaft gegen Cádiz um drei immens wichtige Punkte kämpft (hoffentlich). Ich würde viel lieber meinen Klub spielen sehen, aber nach mehreren Tagen der Lähmung juckten plötzlich die Finger vor Schreiblust. Die erwähnte Lähmung geht nach zwei Tagen zu Ende, an welchen sich die Ereignisse überstürzt haben: Es hatte immer wieder Gerüchte gegeben, aber als dann die Europäische «Super League» angekündigt wurde, tauchten vor meinem inneren Auge Bilder vergangener Tage auf...

Es sind Momente, die ins Gedächtnis eingebrannt sind. Wie wir in Sofia, ein Tag vor dem Spiel gegen Ludogorets, mit einem Schwindel ins Stadion gelangt sind, und die Garderobe von RMCF mit Real-Stickern verklebt haben. Wie wir in Basel in einer Tunnelunterführung plötzlich die Polizei herbeiwünschten. Wie die Bengale in der Hand aufzischte und den Fanmarsch in Brügge auslöste. Wie wir in Istanbul auf dem Weg zum Gästeblock an die Blechwände hämmernd die Türken von Galatasaray erzürnten. Wie die Zugfahrt von Prag nach Pilsen immer wie witziger wurde. Oder die Aufregung, als sich 2008 der Bus von Bern nach Zürich in Gang setzte. Es war die erste Reise des noch nicht offiziell gegründeten Fanklubs.

Solche Momente wird es nie wiedergeben, das muss man sich selber eingestehen, auch wenn es schwierig ist. Mit den gleichen Freunden und Gleichgesinnten, den selben Gefühlen, den identischen Wolkenfeldern im Himmel, den gleichen Promille im Blut, dem gleichen «Ich» am gleichen Ort: Das ist unmöglich, auch wenn die Nostalgie einem etwas Anderes vorgaukelt. Aber die Hoffnung, wieder ansatzweise Ähnliches (vielleicht sogar noch Besseres?) zu erleben, die ist real. Und diese schwand in den Momenten der Geburt der Super League dahin. Denn mit einem solchen Format, bei dem die Elite des Fussballs weitgehend unter sich kickt, könnten wir die Hoffnung auf ein BSC YB – Real Madrid begraben. Wir würden nicht mehr mit glänzenden Augen die Auslosung der Gegner mitverfolgen, bereit, die passenden Flüge zu finden. Wir würden nicht mehr auf einer Karte nachschauen, wo Borrisow liegt

Nun gibt es natürlich auch Real-Fans, die nicht (oder nicht mehr) an Spiele reisen (können). Oder die die Spiele lieber im TV schauen. Ich respektiere das vollkommen. Jede/r lebt seine/ihre Leidenschaft zu RMCF in der eigenen Art und Weise aus. Doch will diese/r Fan tatsächlich immer wieder die gleichen Affichen sehen? Ab dem wievielten Male wird ein «Topspiel» zum Flop? Wo liegt der Anreiz in den unteren Plätzen der «Super League», noch zu kämpfen? Und wie kann eine solche Liga spannend sein, wenn «kleine» Klubs nicht einmal die Möglichkeit haben, zu den Sternen zu greifen und – zumindest theoretisch – die Königsklasse (oder eben Super League) auf den Kopf zu stellen?

Es ist nun 22h27 und meine Mannschaft spielt immer noch die erste Halbzeit. An einem Mittwoch. Da denke ich an all die heuchlerischen Funktionäre der UEFA, der FIFA und der spanischen Liga, die so tun, als würde ihnen der Fussballfan am Herzen liegen, als würden sie aus Liebe zum Fussball gegen diese Super Liga einstehen. Als würden Kinder oder erschöpfte Arbeiterfamilien an einem Mittwoch bis um Mitternacht mit einem bezahlten TV-Abo noch Fussball schauen können. Als ob der Besuch im Stadion vor Corona-Zeiten nicht bereits ein Luxus geworden wäre. Als hätten wir nicht alle gemerkt, dass beim Champions League Finale die UEFA einen grossen Teil der Tickets für sich behalten (am CL-Finale 2019, 35'800 von 69'000 Tickets!!) und an ihre Freier und Gläubiger verschenkt hat, die dann nicht alle gekommen sind, so dass grosse Löcher in den besten Zuschauerreihen klafften, während wir Fans verzweifelt im unbezahlbaren Schwarzmarkt wühlten. Als gäbe es ein für alle Klubs verbindliches Finanz-Fairplay, als gäbe es keine menschenrechtsverachtende WM in Katar, als gäbe es nicht immer wie mehr Spiele, um die Milchkuh Fussball bis auf den letzten Tropfen zu melken.

Nein, das wahrscheinliche Scheitern der Super League löst die Probleme des Fussballs nicht. Welches ist das grösste Problem? Die Gier. Sprich: Die UEFA, die FIFA, die Liga-Funktionäre, die TV-Kanäle und die Präsidenten grosser Klubs – und ich rechne RMCF mit ein – haben die Leidenschaft getötet. Sie haben nicht verstanden, dass Fussball mehr als 11 Spieler und ein Ball sind. Dahinter hat es eine Fanbasis, Gefühle und Stimmung. Diese Funktionäre wollten aber einen kontrollierbaren Fussball: Alles politisch korrekt, keine Provokationen, keine Emotionen, keine Spontanität. Nicht Fans, sondern Konsumenten (am liebsten Touristen), die im Stadion am Handy sind und Selfies machen. Die Leute sollen die Spiele im Pay-TV schauen und online Fanartikel bestellen. Und da die «Fans» auch auf anderen Kontinenten zuhause sind, muss ein globales «Branding» her, das Klublogo wird verschandelt und die Anspielzeiten versetzt. Doch es ist der Fan, der das Wappen liebt, der den grössten Teil des «Spektakels» schafft, welches dann die Touristen anzieht, die Gutbetuchten in die VIP-Logen lockt und für Zuschauerzahlen im TV sorgt. Spektakel heisst Stimmung, Hexenkessel, Tifos, Auswärtsfans. Verrückte, die ihr ganzes Geld ausgeben, um ihrem Klub zu folgen. Fussball ist heute voll von fussballfernen Investoren, die die Preise anheben und nicht verstehen, dass sie damit den leidenschaftlichen Fan fernhalten. In ihrer Gier, schnelles Geld zu machen, zerstören sie den Fussball. Für sie ist das kein Problem, sie investieren dann in etwas Anderes. Uns lassen sie als Waisen in den Trümmern zurück. Denn wir können nicht in etwas «Anderes» investieren, wir wechseln Klub und Leidenschaft nicht aus.

Hoffentlich steigt nun der Druck der Strasse auf die Schergen des modernen Fussballs. Denn mit jedem Mal, bei welchem diese korrupten Funktionäre in unserem Wort sprechen, und so tun, als würden sie auf unserer Seite stehen, wird der Groll bei der Basis des Fussball – uns Fans – weiter wachsen. Ceferin, Tebas, Pérez, ein für alle mal: Ich will keine 1001 Topspiele. Ich will mit unserem Verein leiden, reisen und feiern; ich will einen günstigen Stehplatz ohne Nummerierung, und ich will mit meinen Freuden zur Halbzeit mit einem nicht-alkoholfreien Bier anstossen. Und das alles will ich auch für meinen Sohn. Denn ansonsten wird er meine Faszination für RMCF und Fussball kaum verstehen können. Dies allein ist bereits Grund genug, weiterzukämpfen und niemals aufzugeben.

So, und jetzt zurück zum Cádiz-RMCF, das an einem Mittwoch um 22h begonnen hat.

 

Hala Madrid!

Blogbeitrag von Mitglied D.R