Donnerstag, 13. September 2012

"Die New Yorker Diada von Guardiola"

Artikel von Juanma Rodriguez, von uns übersetzt, über Guardiolas politische Aussagen und Barcelona als Flaggschiff der katalonischen Unabhängigkeitsbestreben. Quelle: Sein Blog "El Penúltimo Raulista vivo":


“Ich erinnere mich noch an mein Debüt bei Futboleros. Barcelona hatte gerade seine vierte Champions League gewonnen. Als sich Felipe del Campo für meine Meinung bezüglich des Spiels interessierte, sagte ich, ich sehe nur wenige Spanien-Fahnen bei der Feier von Canaletas (eigentlich sah ich gar keine, aber ich war an diesem Tag guter Laune). Die nächsten eineinhalb Stunden ging es daraufhin bei der Debatte um die „españolidad“ des katalanischen Klubs und mir warf man natürlich wieder vor, Sport und Politik zu vermischen. Dies hat, und er wird es wohl weiterhin tun, mein guter Freund Quique Guasch immer gesagt: „Ich rede nicht über Politik“. Aber eine Tatsache wie die Absenz spanischer Fahnen bei der Feier eines Titels, errungen durch einen spanischen Klub, hat meiner Meinung nach nicht politisches an sich.

Was tun wir? Ignorieren wir in Spanien etwas das in den USA, in Deutschland, in China oder in Frankreich auffallen würde? Um bei wem einen guten Eindruck zu hinterlassen? … Mehr oder weniger das gleiche passierte am Tag an dem ich eine andere wahre und leicht überprüfbare Tatsache feststellte: Die Aussagen des Herrn Guardiola darüber, dass er nur für Spanien gespielt habe weil er es nicht für Katalonien tun konnte. Diese Aussagen waren da, in Reichweite aller die sie hören wollten, aber als ich an der „españolidad“ des Trainers von Barcelona zweifelte warfen sich alle auf mich. Am Abend hatte ich meinen Twitter-Account voller Beleidigungen, wobei „Faschist“ die häufigste war. Eine gängige Beleidigung übrigens, die gerne bei fast jeder Gelegenheit verwendet wird. Das Interview hatte Guardiola gegeben, die Aussagen waren von ihm, er war der der sagte, er hätte wenn möglich für Katalonien und nicht für Spanien gespielt, aber der beschuldigte war ich, nur weil ich wiederholt hatte, was er gesagt hatte. Welche Haltung sollte ich denn einnehmen? Was erwartete man denn von mir? Dass ich die Augen verschliessen soll? Dass ich wegschauen sollte? Um einen guten Eindruck zu hinterlassen? Aber bei wem genau?...

Wenn ich sage, Real Madrid sei der Klub von Spanien, eine Sache die ebenfalls Kritik hervorgerufen hat, sage ich das selbstverständlich nicht weil ich denke, dass Real Madrid das einzige spanische Team ist, sondern weil meiner bescheidenen Meinung nach Real der einzige Klub ist der Barcelona (Klub der offenbar andere Dinge repräsentiert) aufwiegen kann. Wenn ich so was sage kommen natürlich Aussagen wie: „Hey, identifiziere mich sehr mit Spanien, sehr mit Katalonien und bin sehr Barça-Fan!“ oder „Ich bin Andalusier oder Aragoner oder Kanare und culé!“ Natürlich hat es solche barcelonistas und ich respektiere sie, aber es sticht auch ins Auge, dass dies nicht gerade das Gefühl der Mehrheit ist. Es gab bei Barcelona einen Generaldirektor, der uns Spanier sehr beleidigte und es gab keinen einzigen Protest gegen seine Ernennung. Niemand erhob seine Stimme. Nicht ein Vorwurf. Nicht ein Fanklub. Nicht ein socio (Vollmitglied). Er kam, sah, siegte und beendete sein Mandat. Gestern, bei der Feier der Diada, schickte uns der Herr Guardiola von New York (wo er nach so viel Mourinho am relaxen ist) eine Nachricht: „Hier habt ihr eine Stimme mehr für die Unabhängigkeit.“ Zahlreiche Plakate aus den radikalsten Sektoren verlangten den Eintritt des Ex-Trainers in die Politik und auf einigen konnte man lesen: „Pep Guardiola, erster Präsident der katalanischen Übergangszeit“. Wie viele Barcelona Fans haben diese Geste ihres Ex-Trainers kritisiert? Einer oder keiner? Und ware es nicht richtig davon abzuleiten, dass sie es nicht getan haben, weil sie schlicht und einfach mit ihm einverstanden sind? Und kann ich nicht sagen dass für mich José Mourinho hundert Mal mehr Spanier ist als der Herr Guardiola? Vermische ich Politik und Sport wenn ich so was sage?

Wie gesagt: Real Madrid ist anders, repräsentiert andere Werte und ist, auch wenn es Gott sei Dank nicht die einzige spanische Mannschaft ist, der Klub von Spanien. Und niemand soll daran zweifeln dass die tägliche Geisselung, die täglichen Angriffe und das täglich versprühte Gift gegen den weissen Klub ein kleiner oder grosser Teil sind einer Operation, die grössere Dimensionen hat und dessen Ziel die Zerstörung des spanischen Königreichs ist. Und jetzt nennt mich einen „Faschisten“.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen