Freitag, 30. November 2018

Immer bei uns


Er war stets gut gelaunt. Rauchend und trinkend, aber vor allem lachend und laut im Bus, der an die Auswärtsspiele in Basel oder München fuhr. Auch bei der Reise nach Manchester war er dabei, und im Bernabéu war er sowieso fast noch häufiger als in seinem geliebten Andalusien.

Im Fussballtempel in Madrid war er oft im Fondo Norte vorzufinden. Denn er war nicht nur langjähriges Mitglied bei berna madridista (Nummer 35), sondern auch bei Orgullo Vikingo. Ihm gefiel es, am Geschehen auf dem Platz mitzuwirken und die Mannschaft stehend zu unterstützen. Aktiver madridismo.

Er bestach aber auch durch sein Wissen über RM und seine Geschichte. Wer mit ihm an unseren Anlässen an Real-Spielen zusammensass, merkte dies. Und für ein Bier in der Halbzeit, während der er mit Bewunderung über sein Idol Fernando Redondo sprach, war er immer zu haben.

 
Am Tag des Champions League Spiels gegen Rom - eines dieser Spiele die er für nichts auf der Welt verpassen würde - hat Real Madrid (das auf unsere Bitte hin ein Kondolenzschreiben an die Familie senden wird) einen madridista, berna madridista ein geschätztes Mitglied, die Berner Young Boys einen Fan verloren. Viel trauriger ist, dass eine Familie, eine Freundin und sehr viele Freunde, darunter manche im Fanklub, einen geliebten und nur 35-jährigen Menschen bei einem tragischen Verkehrsunfall verloren haben. Unser herzlichstes Beileid.

Es ist unfassbar und bestürzend. Vor kurzem ging unser Mitglied Thomas Zürcher nach einem tödlichen Velounfall von uns, nun ist es Humberto Millán Santamaría. Ein tragisches Jahr. Morgen Samstag, 1. Dezember, vor dem gemeinsamen Schauen des Spiels gegen Valencia, wird es eine Schweigeminute geben. Und alle, die Zuhause schauen, sollen es doch gleichtun. Humberto, der am 30. November 36 geworden wäre, und Thomas, hätte es sicher gefreut. Sie werden nun zusammen mit RMCF mitfiebern.

Ihr seid beide nicht mehr da, wo ihr wart. Aber ihr seid überall, wo wir sind.

berna madridista

Montag, 19. November 2018

RMCF & Bier? Pilsen!

Auswärtsfahrten sind immer lustig: Man entdeckt einen neuen Ort, das Kribbeln der möglichen Gefahr lässt das Herz höherschlagen und man geht in den Auswärtssektor, von wo aus man es mit dem ganzen Stadion aufnimmt. Obenauf lacht man zuletzt den enttäuschten Gesichtern auf der anderen Seite des Zauns entgegen - denn gegen RMCF ziehen die meisten Mannschaften den Kürzeren. Nicht umsonst ist Real Madrid seit 900 Tage europäischer Titelverteidiger. Unglaublich, aber wahr. 

Auswärtsfahrten bedeuten also Spass. Pilsen war aber ganz besonders. Wieso? Es gibt mehrere Gründe, nachfolgend eingeflochten:

Eine richtig gute Truppe von insgesamt 19 madridistas (erster Grund) machte sich gemeinsam auf den Weg. Während vier davon am Morgen des Spieltags unsere U19 unterstützte (Applaus!), bestiegen die anderen 15 in Prag den Zug und machten sich wie Primarschüler johlend und Stickers klebend sowie trinkend (dies eher wie ausgebildete Experten) auf in das 1h30 entfernte Pilsen. Dort traf man mit den anderen zusammen („und da waren’s wieder 19“), holte die Tickets bei unserem RMCF-Kontaktmann ab und setzte sich in die erstbeste Bar.

Die ersten Gesänge erklangen, Glas klirrte, schwere Krüge wurden auf den Tisch gehievt. Und da ist wieder ein Grund: Pilsen ist, wie der Name es schon sagt, die Quelle des Pilsner Biers – das heisst es gab ständig und günstig guten Gerstensaft zum Trinken, dazu Fleischberge der deftigen Küche Tschechiens. In der Bar hingen Dutzende von Schals vieler Fussballklubs... unter anderem einer von Atlético und einer von Barça! Und das führt uns gleich zu einem weiteren Grund: Pilsen bietet wunderbar entflammbare Souvenirs zum nach Hause nehmen! Immerhin wurde der Wirt mit einem unserer Schals entschädigt – und dieser ist allemal mehr Wert als die anderen zwei Fetzen.

Torkelnd verliessen die 19, plus viele weitere madridistas, darunter mehrere Freunde aus Rohrschach, die Bar. Bengalen zischten auf und es ging singend Richtung Stadtzentrum. Dort wurde eine Bar mit Real-Fans aus Madrid gefunden. Nach einer Weile riefen die draussen postierten tschechischen Polizisten zum Abmarsch und die Truppe wurden zum Stadion gelotst. Der verantwortliche Ordnungshüter gab noch zu verstehen, Bengalen seien in Tschechien „grundsätzlich verboten“. Und dieses „grundsätzlich“ ermutigte uns noch mehr, das restliche „Arsenal“ singend zu zünden. Die Toleranz der Pilsner Gendarmen, ein weiterer Grund!

Der Auswärtssektor der knapp 12'000 Personen fassenden Doosan-Arena war klein aber fein (Grund!). Gleich am Spielfeldrand gelegen, ermöglichte er trotz dem Schutznetz eine gute Sicht auf das Spiel. Wir verteilten die hundert mitgebrachten weiss-violetten Fahnen und postierten uns mit den 13 Europa-Pokalen: die bescheidene Choreo, nicht die erste an Auswärtsspielen, brachte etwas Farbe in den Sektor und wurde von vielen anderen Fanklubs gelobt. Dann ging es los mit dem Anfeuern, und obwohl ein Teil der Real-Fans wie immer nur langweilig dasitzt, war die Stimmung gut, vor allem, weil ein um das andere Tor fielen und weil die UEFA an CL-Spielen wieder alkoholhaltiges Bier erlaubt!

Nach diesem erfolgreichen Abend ging es per vorgängig reserviertem Bus zurück nach Prag, wo man sich am nächsten Tag beim flanieren kreuzte. Manchmal erspähte man sogar einen berna madridista Sticker an einer Verkehrstafel – was einen unverzüglich frohlocken liess! Aber Prag bot natürlich noch viel mehr als das, und damit wären wir beim letzten Grund, weshalb die Auswärtsfahrt nach Pilsen eine Besondere war!

Jetzt steht das Auswärtsspiel in Rom an. Nicht weniger als 14 Leute von BM werden nach Italien pilgern und auch diese Reise einzigartig machen. Wir wollen den Gruppensieg. Wir lassen den Klub niemals allein. Und mit Solari als neuer Kapitän greifen wir wieder nach den Sternen: Drei Champions League in Folge... Warum nicht vier?

REYES DE EUROPA, SOMOS LOS REYES DE EUROPA!  


p.s. Ein kreatives Mitglied hat Pilsen in (mehr oder weniger) gedichteten Form zusammengefasst:

19 kleine madridistas machten sich auf den Weg, 4 unterstützten die U19, da waren’s nur noch 15.
15 kleine madridistas fuhren per Zug nach Pilsen, die Kontrolleurin zog einen raus, da waren’s nur noch 14.
14 kleine madridistas besetzten eine Bar, einer stahl vor dem Wirt einen Farsa-Schal, da waren’s nur noch 13.
13 kleine madridistas tranken um die Wette, für einen war es eins zu viel, da waren’s nur noch 12.
12 kleine madridistas zogen ins Stadtzentrum, einer musste noch die Fahnen holen, da waren’s nur noch 11.
11 kleine madridistas zogen Richtung Stadion, einer zündete die Bengale verkehrt, da waren’s nur noch 10.
10 kleine madridistas betraten das Stadion, dort gab’s wieder richtiges Bier, da waren’s nur noch 6.
6 kleine madridistas feuerten die Mannschaft an, einer hing sich ins Netz hinein, da waren’s nur noch 5.
5 kleine madridistas realisierten eine Choreo, einer verschwand dahinter und wurde nicht mehr gesehen.
4 kleine madridistas warfen Bier über den Zaun, ein Pilsner hat zum Tanz eingeladen da waren’s nur noch 3.
3 kleine madridistas feierten den Sieg, einer viel vornüber, da waren’s nur noch 2.
1 kleiner madridista ging alleine zum Bus für nach Prag, der Fahrer meinte es sei für eine Gruppe bestimmt und lies ihn einfach da.












Freitag, 2. November 2018

Einen Schritt zurück? Nur zum Ausholen!


Dass Real Madrid in der Liga Neunter ist, ist ein Skandal, der zu deutlich hingenommen wird. Dass Real Madrid gerade vier von fünf Champions League gewonnen hat, ist aber ebenfalls ein Skandal. Ein viel grösserer. Ein viel mächtigerer. Und zu viele Leute vergessen dies. Zu viele Aasgeier feiern frenetisch unser Tief und versuchen verzweifelt, die Vorherrschaft Reals während der letzten fünf Jahren vergessen zu machen. Denn so etwas hat noch niemand geschafft. Niemand.

Natürlich wollen wir mehr. Das Gewinnen liegt uns in den Genen. Warum diese Krise jetzt? Vielleicht, weil diese Mannschaft Verstärkungen gebraucht hätte. Nicht nur aufgrund des Weggangs von Cristiano Ronaldo – und damit seiner Tore und seines ansteckenden Ehrgeizes – sondern auch weil eine etwas gesättigte und Titelverwöhnte Mannschaft neue Anreize braucht. Und diese kommen durch Konkurrenz. Kein Spieler Reals sollte sich als gesetzt betrachten. Und die Gesten, Worte und Leistung von Spielern wie Ramos oder Marcelo („Ich hätte meine Auswechslung nicht erwartet, das war so nicht besprochen“) lassen vermuten, dass einige gerade das tun. Die Schuld ist aber auch weiter oben zu suchen. Hat sich die Klubleitung zu fest auf den fragwürdigen Stadionausbau – der nicht EINEN zusätzlichen Sitz schafft – konzentriert?

Lopetegui ist ein guter Trainer. Die Spiele gegen Rom und Getafe waren hervorragend. Er ist taktisch sehr gut. Doch er war der Aufgabe schliesslich nicht gewachsen. Ohne Mut zur Reaktion hat er fast immer die gleichen spielen lassen, statt zu versuchen, mit Überraschungen das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Er hat dies nicht nur mit seinem Job, sondern auch mit seinem Lebenstraum bezahlt. Madridista durch und durch, ist sein Ende bei RMCF bedauerlich.

Noch bedauerlicher war das Spektakel im Camp Nou. Dass Jordi Alba meinte, dies sei so schön wie eine Champions League zu gewinnen, zeigt aber die tiefen Komplexe und der Neid des Erzrivalen. Sie können es einfach nicht verbergen. Fünf Leute des Fanklubs waren im Camp Nou zugegen. Trotz dem unglaublich hohen Preis, den Barcelona für den Auswärtssektor als Schikane festlegte, und der Feindseligkeit, waren sie dort. Hut ab! Mehre Mitglieder sahen das Spiel in Madrid, in der Bar von Toñin, dem wohl berühmtesten Real-Fan. Und rund 30 kamen an das traditionelle Clásico-Essen, welches dieses Mal in der Galaxy Bar stattfand. Dort gab es eine feine Paella, kühle Sangria und trotz des Spiels gute Unterhaltungen. Wir danken allen für ihr Kommen!

Jetzt steht das Auswärtsspiel in Pilsen an. Nicht weniger als 18 Leute von BM werden nach Tschechien reisen. Das nennt man Liebe zum Klub! Die Saison ist noch lang, Freunde. Wir bleiben bis zum Ende an Bord. HASTA EL FINAL, VAMOS REAL!