Real Madrid hat letzten Freitag die Ticketpreise für das
Halbfinal-Hinspiel gegen Bayern München bekannt gegeben. Wer sie noch nicht
gesehen hat, soll sich jetzt lieber festhalten:
Die günstigsten (vierter Ring, hinter dem Tor), 70 euro. Die teuersten
(Tribüne, unten auf der Seite) 325 euro. Zum Vergleich: In München kosten sie
zwischen 40 und 150 euro. Berücksichtigt man noch die Wirtschaftskrise in der
Spanien steckt und die viel höheren Löhne in Deutschland, sollte eigentlich
jedem dämmern, dass da was nicht stimmt. Oder findest Du diese Preise normal?
Real Madrid C.F. als Unternehmung. Es gibt nicht wenige madridistas, die
dieses Konzept gutheissen. Sehr häufig wird aus ökonomischer Sicht die
Rentabilität des Klubs angepriesen. Was viele aber nicht sehen – oder nicht
sehen wollen – sind die hohen Kosten, die damit verbunden sind. Denn es ist
ansonsten nicht in den Kopf zu kriegen, weshalb Real-Fans mit den überteuerten
Ticketpreisen einverstanden sind und dies damit begründen, dass wir „halt eine
Unternehmung sind und dies normal ist“. Denn, so lautet deren Argumentation,
stellen die Ticketeinnahmen eine essenzielle Einkommensquelle dar. „Wenn wir
C.Ronaldo haben wollen müssen wir halt auch solche Preise bezahlen.“ Sie irren
sich. Die Einnahmen aus den Tickets stellen für einen Klub mit der Grösse und
der Merchandising-Stärke Real Madrids einen eher kleinen Teil des
Jahres-Budgets dar (28%). Die Einnahmen aus TV- und -Markenrechten,
Werbeverträgen und Produktverkäufen sind viel grössere Einnahmequellen. Der
Mehrwert der überteuerten Tickets ist dabei viel geringer als die Kosten:
Ultrassur protestiert gegen ihren Rauswurf |
Denn die soziale Masse Real Madrid ist immer wie schwächer. Aus purem
Eigeninteresse werden die Preise erhöht. Madridistas, die jahrelang Woche für
Woche ihre Mannschaft angefeuert haben, werden im Rahmen von
„Restrukturierungen“ von ihren Plätzen verwiesen. Hunderte von aktiven Real
Fans des Fondo Surs haben GRUNDLOS (gemeinsam gehen sie gerichtlich gegen die
Direktion vor und haben in ersten Fällen bereits Recht erhalten) ihr Saison-Abo
verloren. Und diese aus preislichen oder Klub-politischen Gründen
freigewordenen Plätze werden eingenommen von Touristen oder pseudo-madridistas,
die die eigene Mannschaft auspfeifen und höchstens Mal aufstehen um den Iniesta
zu beklatschen.
"Fussball am Montag? Nein danke!" Die Fan-unfreundlichen Anspiel- Tage und -Zeiten: Eine weitere Konsequenz des Business-Wahns. |
Dass sich das Bernabéu trotz teuren Tickets füllt? Aber natürlich. Die
Dimensionen und die Berühmtheit dieses Klubs machen, dass es immer Leute haben
wird, die das Geld dazu haben. Selbst wenn wir alle Plätze durch VIP-Logen
ersetzen, wird das Stadion gut gefüllt sein. Aber: Heisst das auch, dass das
gut ist? Ist es das Beste für den madridismo? Sind wir ein Fussballklub oder
die Social Area Gutbetuchter?
Die aktuelle Führungsriege basiert ihr Projekt auf
die Einnahmen und vergisst dabei die echten Fans. Sie lädt Politiker in die
VIP-Logen ein, gibt Journalisten, die trotzdem nur Unruhe in den Klub bringen
und ihre eigenen Ziele verfolgen, einen privilegierten Zugang. Den Anhängern,
die den Klub unterstützen, die nur Kritik aus der Leidenschaft heraus äussern,
die die Mannschaft auch in schwierigien Momenten nicht abschreiben, die nicht
jede Massnahme gleich hinterfragen (wie z.B. die Medien), ihnen dreht der Klub
den Rücken zu.
Was bringt es denn, ein wirtschaftlicher Riese zu
sein, wenn die Basis, DIE FANS, immer wie mehr in den Hintergrund gerät? Sieht
man denn nicht, wie im aktuellen Fussball immer wie mehr Klubs zurück zu ihren
Fans finden? Wie in Deutschland die Kurven unterstützt werden und die Stadien
mit fairen Preisen mit Leidenschaft gefüllt werden?
Das glänzende Projekt von Florentino Pérez wird uns
als „das Beste für RMCF“ verkauft. Aber dabei scheint die Führungsetage
vergessen zu haben, dass RMCF den Fans gehört. Etwas, das schon lange nicht
mehr zählt: Mittlerweise sind wir nicht mehr als ein Anhängsel.
Florentino, Real Madrid ist nicht dein Spielzeug!
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