Donnerstag, 28. Mai 2015

Ohne Titel – aber vor allem ohne Strategie


Aus sportlicher Sicht war diese Saison schlussendlich enttäuschend. Nach einer perfekten Vorrunde mit fast perfekten Resultaten in der Liga, Königsklasse und beim Cup, sowie gewonnenem Supercup Europas und Klub-WM, schlitterte RMCF in ein langes Januarloch, welches die erarbeiteten Fortschritte zunichte machte. In der Liga blieb es zwar bis am Schluss spannend, doch die Niederlage gegen den Erzrivalen besiegelte das Ende. Im Cup vermochten wir es nicht, einen Gegner zu besiegen, den wir nun langsam kennen sollten. Und in der CL ertranken wir kurz vor dem Erreichen des Ufers: Juventus Turin, ein schlagbarer Gegner, spielte schlauer und effizienter als wir. Schliesslich scheiterte die Castilla – die Hoffnung nach mehr Jungendspielern in der 1. Mannschaft – beim Versuch, in die zweite spanische Liga aufzusteigen.

Somit geht Real Madrid fast mit leeren Händen in die Sommerpause. Nur die Basketball-Mannschaft erfreute uns mit dem 9. Europa-Pokal. Für ein Klub wie RMCF ist diese Ernte aber deutlich zu wenig. Die „Décima“ gewonnen zu haben heisst nicht, weniger Ansprüche haben zu dürfen oder selbstzufriedener werden zu wollen. Die „Décima“ darf auch nicht als Ausrede für insgesamt magere Jahre herhalten: In den letzten 12 Jahren hat RMCF nur drei Ligen, zwei Cup und eine Champions League gewonnen. In den sechs letzten Jahren nur eine Meisterschaft zu gewinnen ist, in einer Liga, in der wir nur einen, höchstens zwei, Rivalen auf diese Trophäe haben, ebenfalls zu wenig. Schuld daran tragen alle: Spieler, Trainer und Präsident. Aber damit soll nicht gesagt werden, dass alles über Bord geworfen werden sollte! Zu viele Male wurde dies getan, zu viele Male mit negativen Folgen. Was Real Madrid braucht, ist ein langfristiges, kohärentes Projekt.
 
Aber wie wir wissen, ist ein solches unter Pérez undenkbar. Die Etappe von Carlo Ancelotti ist bereits Geschichte bei Real Madrid. Es war wohl die unpopulärste Entscheidung von Pérez. Und sie bestätigt, dass Kontinuität in Madrid ein Fremdwort ist. Siegeswille ist gut. Aber verkrampft kurzfristige Triumphe durch häufige Trainerwechsel herbeiführen zu wollen ist die falsche Taktik. Die letzten 12 Jahre haben 11 Trainer kommen und gehen gesehen.

Wahrscheinlich ist es wahr, dass es Ancelotti zuweilen an Biss, an Heissblütigkeit gefehlt hat. Wahrscheinlich ist es wahr, dass Ancelotti teilweise zu lasch mit den Spielern war. Wahrscheinlich ist es aber auch wahr, das Ancelotti in der nächsten Saison uns die Titel gebracht hätte, an denen wir gerade haarscharf vorbeigeschrammt sind. Er wird es nicht mehr beweisen können.

Uns bleibt nur eins: Den nächsten Trainer unterstützen und von der Führungsetage im „Weissen Haus“, aber auch von den gierigen Medien, etwas Geduld zu fordern. Denn nur dann können wir darauf hinarbeiten, wieder ganze Epochen zu prägen.

Danke Carletto und HALA MADRID!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen