Dienstag, 5. Juni 2018

Der König ist nicht totzukriegen, es lebe der König!


Wer an Real Madrid C.F. denkt, kommt nicht darum herum über glorreiche Europapokalnächte zu sinnieren, in denen Schweiss, Blut und des Öfteren auch Tränen vergossen wurden!
Blickt man nur ein paar Jahre zurück, so war Real in Europa als „ewiger Favorit“ verpönt, scheiterte der Klub doch sieben Mal in Folge im Achtelfinale der Champions League. Erst 2011 schafften wir es, ausgerechnet gegen den damaligen Angstgegner Olympique Lyonnais die Phalanx zu durchbrechen, und seither sind wir jedes Jahr mindestens bis ins Halbfinale gelangt. Nach dem grossen Durchbruch  mit la Décima im Jahr 2014, schien der Gipfel erreicht als Sergio Ramos am 3.Juni 2017 den Henkelpott in den Nachthimmel von Cardiff reckte und Madrid als erste Mannschaft seit Einführung der Champions League den Titel verteidigen konnte. Kaum ein Madridista hatte in seinen kühnsten Träumen daran gedacht, dass die Truppe um Zidane die erneute Verteidigung des Titels in der europäischen Königsklasse gelingt.  In der heutigen kompetitiven Neuzeit, mit zahlreichen schwerreichen Topklubs, schien es undenkbar, dass eine Mannschaft die Champions League zweimal in Folge gewinnt, aber gleich drei Mal schlägt dem Fass den Boden aus! Der Rest von Fussball-Europa, in erster Linie Erzrivale Barcelona, scharte sich um die Gegner der Königlichen: Plötzlich hatten Paris, Juventus, Bayern und Liverpool – nebst ihren höchst ehrenwerten Fans auf Lebenszeit – ein Meer an Trittbrett-Supportern, die sich in mehrere Kategorien teilen lassen: 1) „Ich will, dass die Hegemonie von RMCF durchbrochen wird“ (David und Goliath Effekt); 2) „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ (siehe v.a. Barça und Atlético Fans); 3) „Ich bin zwar kein Fussballfan und habe keine Ahnung aber dieser reiche Etablissement-Klub aus Madrid ist mir nicht sympathisch.“ Und so wünschten uns Millionen von Menschen ein Ausscheiden. Etwas, was Ramos und Co. nicht aus der Ruhe gebracht hat. Aber alles der Reihe nach.
In der Gruppenphase bekam man es in der Gruppe H, mit Tottenham, Dortmund und Nikosia zu tun. Mit vier Siegen einem Unentschieden und einer Niederlage Auswärts im Hexenkessel Wembley stieg man als Gruppenzweiter hinter den Spurs in die KO-Phase auf. Dort bekam RM mit den neureichen Parisern einen „harten Brocken“, ja sogar gemäss viele Experten einen „Top-Favoriten“ auf den Titel, zugelost. Während viele madridistas die Saison 2017-18 bereits abschrieben (in der Meisterschaft lief es alles andere als rund), überraschte Zizous Truppe alle: Zuhause gab es einen glasklaren 3-1 Sieg gegen Unai Emery, Neymar und Co., und im Rückspiel nützten auch die Lärm-Macherei vor dem Hotel der Madrilenen und die riesige Pyro-Show im Stadion der Pariser Fans nichts. Madrid gewann gegen den französischen Meister erneut (1-2) und zog mit einem Gesamtscore von 5-2 in das Viertelfinale ein. Plötzlich wurde dem König Europas wieder Respekt gezollt und die ersten Hoffnungen regten sich, den Titel erneut verteidigen zu können. Zizou bewies wieder einmal, in schwierigen Situationen immer eine Antwort parat zu haben. Die alte Dame aus Turin war der nächste Stolperstein auf dem Weg nach Kiew. In Turin wurde die Heimmannschaft dominiert und, zumindest resultatmässig, deklassiert: 3-0, inklusive dem Traumtor von Ronaldo. In der Königsklasse brachte die Mannschaft, anders als in la Liga und der Copa del Rey, seine Leistung.
Das Rückspiel im heimischen Bernabéu schien nur mehr eine Formsache zu sein. Falsch gedacht: die von Allegri hervorragend eingestellten Italiener führten bis zur 97 Minute mit 0-3 und waren auf Kurs in die Verlängerung. Als der Schiedsrichter zu Recht auf Elfmeter für Madrid entschied: Benatia hatte Lucas Vázquez im 16er regelwidrig zu Fall gebracht.  Cristiano trat an und verwandelte das Stadion in ein Tollhaus, Aufstieg ins Halbfinale zum 8ten Mal in Folge, REKORD.
Der Aufschrei, der die nächsten Tage durch die diversen Zeitungen hallte, war enorm. Von Betrug war die Rede, erkauftem Aufstieg, usw. Madrid hatte sein Glück in unnachahmlicher Art und Weise erzwungen, aber auch solide Leistungen erbracht, und stand verdient im Halbfinale. Doch der Neid schlug in Europa um sich, und den Antimadridistas trat beim Gedanken an einen Finaleinzug der Weissen der Schweiss ins Gesicht. Nach den designierten Meistern aus Frankreich und Italien, bekam man den deutschen Champion, die Münchner Bayern zugelost. Erneut eine Herkules Aufgabe: Die Bayern unter einem alten Bekannten Jupp Heynckes wieder erstarkt und sannen nach dem letztjährigen Aus im Viertelfinale auf Rache. Die Münchner fühlten sich damals vom Schiedsrichter betrogen, die Bilder von damals kochten wieder hoch und die Verantwortlichen der Deutschen gossen zusätzliches Öl ins Feuer.  
Der Aufschrei, der die nächsten Tage durch die diversen Zeitungen hallte, war enorm. Von Betrug war die Rede, erkauftem Aufstieg, usw. Madrid hatte sein Glück in unnachahmlicher Art und Weise erzwungen, aber auch solide Leistungen erbracht, und stand verdient im Halbfinale. Doch der Neid schlug in Europa um sich, und den Antimadridistas trat beim Gedanken an einen Finaleinzug der Weissen der Schweiss ins Gesicht. Nach den designierten Meistern aus Frankreich und Italien, bekam man den deutschen Champion, die Münchner Bayern zugelost. Erneut eine Herkules Aufgabe: Die Bayern unter einem alten Bekannten Jupp Heynckes wieder erstarkt und sannen nach dem letztjährigen Aus im Viertelfinale auf Rache. Die Münchner fühlten sich damals vom Schiedsrichter betrogen, die Bilder von damals kochten wieder hoch und die Verantwortlichen der Deutschen gossen zusätzliches Öl ins Feuer.
Das Hinspiel fand wie letzte Saison in München statt und die Bayern drängten von Anfang an auf das Führungstor. Nach einem Patzer von Navas gelang ihnen dies dann auch, jedoch konnte Madrid kurz vor der Pause mit dem ersten Schuss aufs Tor zum 1-1 durch Marcelo ausgleichen. In der zweiten Halbzeit vollendete Asensio nach tollem Pass in die Tiefe zum 1-2. Schlagartig wurde es still in der Allianz Arena. Trotz Dauerdruck auf das spanische Tor lag Real Madrid vorne. Die Mannen um Zidane brachten das Ergebnis dank überragender Reaktionen von Navas und hervorragender Defensivarbeit über die Zeit. Am Ende war das Jammern aus München bis nach Bern vernehmbar.
Im Rückspiel geriet man erneut früh in Rückstand, Benzema konnte diesen aber schnell egalisieren und in der 46 Min., nach schwerem Patzer von Bayern Torwart Ullreich, gelang sogar das rettende 2-1. Der Ausgleich durch die Madrider Leihgabe Rodriguez war nur Ergebniskosmetik. Held des Abends war der viel gescholtene Franzose und erneut Navas, welcher mit starken Paraden die Angriffsreihe der Deutschen zur Verzweiflung brachte.
Tollhaus Bernabeu: Während die Münchner mit hängenden Köpfen in die Katakomben schlichen, wurden die Heimischen vom Publikum frenetisch gefeiert. Dritter Finaleinzug in Folge, unglaublich! 


Der grosse Tag war da: 26. Mai 2018. Millionen von Real-Fans und Millionen von antimadridistas vor dem Fernseher. In Kiew warteten die Reds aus Liverpool, ein unangenehmer Gegner mit einer tollen Angriffsreihe rund um Salah. Nach anfänglichem Dauerdruck der Engländer konnten sich die Spanier sukzessive aus der Umklammerung befreien. Zum Pech der Briten verletzte sich Salah bei einem unglücklichen Zweikampf mit Ramos an der Schulter und musste ausgetauscht werden. Mit dem Stand von 0-0 ging es in die Halbzeitpause. In der 51. Minute dann, ein riesen-Patzer: der deutsche Torwart Karius wirft den Ball dem schlauen Benzema auf die Fußspitze und das runde Leder kullert ins Tor vor dem Madrider Anhang: 1-0! Nach dem fast sofortigen Ausgleich durch Mané, nahm RM den Zauberstab hervor: Scharfe Flanke von Marcelo, Bale blitzschnell in der Luft, Fallrückzieher, Karius hechtet, RIESENTOR! Selbst den Liverpool-Fans stockte der Atem und Zidane schüttelte mit dem Kopf und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ausgerechnet der viel gescholtene Waliser versetzte Liverpool in Schockzustand. Die Reds bäumten sich auf, doch der König Europas übernahm wieder gekonnt und routiniert das Zepter. Selbstbewusst zog Bale zog aus über 20 Metern ab und Karius griff erneut daneben, der Ball flog über seine Hände hinweg zum 3-1 ins Netz. Nach 83 Minuten war klar, Madrid hat das unmögliche Möglich gemacht und erneut die TITELVERTEIDIGUNG geschafft!  Die mitgereisten Fans – darunter mehrere von berna madridista – feierten bereits, während man auf der Gegenseite die Köpfe in den Händen vergrub und erste Tränen über vom Alkohol geröteten Wangen kullerten. Während nach dem Schlusspfiff die Königlichen versuchten, den am Boden zerstörten Karius zu trösten, war ihnen wohl auch nicht bewusst, was sie soeben vollbracht hatten: Seit Einführung der Königsklasse 1992 dachte man, keine Mannschaft könnte den Titel verteidigen, geschweige denn drei Mal in Folge erringen. Madrid strafte alle Lügen und setzte sich zum 13ten Mal die Krone auf. „Der König ist nicht totzukriegen, es lebe der König!“

Die Neider setzten zu einer letzten Attacke an: Karius sei gekauft worden. Oder aber er sei nach einem Ellenbogen von Ramos betäubt gewesen. Ramos habe Salah mit Absicht verletzt (was der Videobeweis klar widerlegt). Bla, bla, bla. Uns beschäftigte etwas Anderes, denn kurz nach dem Finale kam der Nackenschlag: Zidane erklärte am 31.Mai nach 2,5 Jahren als Cheftrainer seinen Rücktritt. Er sei am Ende seiner Reise angekommen und habe das Gefühl, die Mannschaft benötige eine Veränderung. Vor dieser Entscheidung kann man, so sehr sie auch schmerzt, nur den Hut ziehen. Am Höhepunkt tritt der schon als Spieler vergötterte Franzose ab und beweist wahre Grösse. Er ist erst der zweite Coach nach Camacho, welcher unter Perez’s Ägide von sich aus seinen Stuhl räumt. Bei der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz konnte man dem Präsidenten ansehen, wie sehr ihn die Entscheidung von Zidane überrumpelt und mitgenommen hat. Der Franzose verabschiedete sich unter tosendem Applaus aus dem Pressesaal, Perez meinte, dies sei kein endgültiger Abschied, sondern nur ein „bis bald“. Hoffentlich behält der Baulöwe recht.
Die Kandidatenliste ist lang. Mit Guti ist erneut eine interne Lösung, welche sicher viele Fans präferieren würden, denkbar. Hingegen hat der Spanier wenig Erfahrung. Neben der Suche nach einem neuen Trainer wird es wohl auch Veränderungen innerhalb der Mannschaft geben. Denn die Leistung in der Champions League kaschierte das schwache Abschneiden in la Liga und das blamable Aus in der Copa. Beides Rückschläge, für die hauptsächlich die Spieler verantwortlich sind, die beim nationalen Titelkampf halb so viel Motivation zeigten wie bei der Champions League. Es gilt in der nächsten Saison an den richtigen Stellschrauben zu drehen um die nationale Titelausbeute zu verbessern und den Katalanen nicht mehr das Feld zu überlassen.
Eine grosse Baustelle bleibt zudem, eine Saison mehr, der Umgang mit den Fans. Haarsträubende Ticketpreise im Bernabéu, Spieler, die auswärts den angereisten Fans nicht einmal zuwinken, fehlende Unterstützung (z.B. durch das Chartern von Flügen) für die Reise nach Kiew, ... Es überrascht nicht, dass rund Tausend Real-Fans ihr Finalticket an den Klub zurückgeben mussten, weil es schlicht und einfach zu teuer war.
Zum Abschluss noch ein Zitat von Arbeloa zum Abschied Zidanes: „Que difícil es decir adiós al Real Madrid. Nadie en la historia de este club ha sabido hacerlo mejor que él. Ahora sólo puedo acordarme de una servilleta y agradecerle que nos haya dejado disfrutar de su magia. Vuelve pronto. Gracias Zidane.





 Artikel verfasst von unserem Mitglied Patrick Lackner.  Alle Fotos von www.realmadrid.com

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