Wer an Real Madrid C.F. denkt, kommt nicht
darum herum über glorreiche Europapokalnächte zu sinnieren, in denen Schweiss,
Blut und des Öfteren auch Tränen vergossen wurden!
Blickt man nur ein paar Jahre zurück, so
war Real in Europa als „ewiger Favorit“ verpönt, scheiterte der Klub doch
sieben Mal in Folge im Achtelfinale der Champions League. Erst 2011 schafften
wir es, ausgerechnet gegen den damaligen Angstgegner Olympique Lyonnais die
Phalanx zu durchbrechen, und seither sind wir jedes Jahr mindestens bis ins
Halbfinale gelangt. Nach dem grossen Durchbruch mit la Décima im Jahr 2014, schien der Gipfel erreicht
als Sergio Ramos am 3.Juni 2017 den Henkelpott in den Nachthimmel von Cardiff
reckte und Madrid als erste Mannschaft seit Einführung der Champions League den
Titel verteidigen konnte. Kaum ein Madridista hatte in seinen kühnsten Träumen
daran gedacht, dass die Truppe um Zidane die erneute Verteidigung des Titels in
der europäischen Königsklasse gelingt.
In der heutigen kompetitiven Neuzeit, mit zahlreichen schwerreichen
Topklubs, schien es undenkbar, dass eine Mannschaft die Champions League
zweimal in Folge gewinnt, aber gleich drei Mal schlägt dem Fass den Boden aus!
Der Rest von Fussball-Europa, in erster Linie Erzrivale Barcelona, scharte sich
um die Gegner der Königlichen: Plötzlich hatten Paris, Juventus, Bayern und
Liverpool – nebst ihren höchst ehrenwerten Fans auf Lebenszeit – ein Meer an Trittbrett-Supportern,
die sich in mehrere Kategorien teilen lassen: 1) „Ich will, dass die Hegemonie
von RMCF durchbrochen wird“ (David und Goliath Effekt); 2) „Der Feind meines
Feindes ist mein Freund“ (siehe v.a. Barça und Atlético Fans); 3) „Ich bin zwar
kein Fussballfan und habe keine Ahnung aber dieser reiche Etablissement-Klub
aus Madrid ist mir nicht sympathisch.“ Und so wünschten uns Millionen von
Menschen ein Ausscheiden. Etwas, was Ramos und Co. nicht aus der Ruhe gebracht
hat. Aber alles der Reihe nach.
In der Gruppenphase bekam man es in der
Gruppe H, mit Tottenham, Dortmund und Nikosia zu tun. Mit vier Siegen einem
Unentschieden und einer Niederlage Auswärts im Hexenkessel Wembley stieg man
als Gruppenzweiter hinter den Spurs in die KO-Phase auf. Dort bekam RM mit den
neureichen Parisern einen „harten Brocken“, ja sogar gemäss viele Experten
einen „Top-Favoriten“ auf den Titel, zugelost. Während viele madridistas die
Saison 2017-18 bereits abschrieben (in der Meisterschaft lief es alles andere
als rund), überraschte Zizous Truppe alle: Zuhause gab es einen glasklaren 3-1
Sieg gegen Unai Emery, Neymar und Co., und im Rückspiel nützten auch die
Lärm-Macherei vor dem Hotel der Madrilenen und die riesige Pyro-Show im Stadion
der Pariser Fans nichts. Madrid gewann gegen den französischen Meister erneut
(1-2) und zog mit einem Gesamtscore von 5-2 in das Viertelfinale ein. Plötzlich
wurde dem König Europas wieder Respekt gezollt und die ersten Hoffnungen regten
sich, den Titel erneut verteidigen zu können. Zizou bewies wieder einmal, in schwierigen
Situationen immer eine Antwort parat zu haben. Die alte Dame aus Turin war der
nächste Stolperstein auf dem Weg nach Kiew. In Turin wurde die Heimmannschaft
dominiert und, zumindest resultatmässig, deklassiert: 3-0, inklusive dem
Traumtor von Ronaldo. In der Königsklasse brachte die Mannschaft, anders als in
la Liga und der Copa del Rey, seine Leistung.
Das
Rückspiel im heimischen Bernabéu schien nur mehr eine Formsache zu sein. Falsch
gedacht: die von Allegri hervorragend eingestellten Italiener führten bis zur
97 Minute mit 0-3 und waren auf Kurs in die Verlängerung. Als der
Schiedsrichter zu Recht auf Elfmeter für Madrid entschied: Benatia hatte Lucas
Vázquez im 16er regelwidrig zu Fall gebracht. Cristiano trat an und verwandelte das Stadion
in ein Tollhaus, Aufstieg ins Halbfinale zum 8ten Mal in Folge, REKORD.
Der
Aufschrei, der die nächsten Tage durch die diversen Zeitungen hallte, war
enorm. Von Betrug war die Rede, erkauftem Aufstieg, usw. Madrid hatte sein Glück
in unnachahmlicher Art und Weise erzwungen, aber auch solide Leistungen
erbracht, und stand verdient im Halbfinale. Doch der Neid schlug in Europa um
sich, und den Antimadridistas trat beim Gedanken an einen Finaleinzug der
Weissen der Schweiss ins Gesicht. Nach den designierten Meistern aus Frankreich
und Italien, bekam man den deutschen Champion, die Münchner Bayern zugelost.
Erneut eine Herkules Aufgabe: Die Bayern unter einem alten Bekannten Jupp
Heynckes wieder erstarkt und sannen nach dem letztjährigen Aus im Viertelfinale
auf Rache. Die Münchner fühlten sich damals vom Schiedsrichter betrogen, die
Bilder von damals kochten wieder hoch und die Verantwortlichen der Deutschen
gossen zusätzliches Öl ins Feuer.
Der Aufschrei, der die nächsten Tage durch
die diversen Zeitungen hallte, war enorm. Von Betrug war die Rede, erkauftem
Aufstieg, usw. Madrid hatte sein Glück in unnachahmlicher Art und Weise
erzwungen, aber auch solide Leistungen erbracht, und stand verdient im
Halbfinale. Doch der Neid schlug in Europa um sich, und den Antimadridistas trat
beim Gedanken an einen Finaleinzug der Weissen der Schweiss ins Gesicht. Nach
den designierten Meistern aus Frankreich und Italien, bekam man den deutschen
Champion, die Münchner Bayern zugelost. Erneut eine Herkules Aufgabe: Die Bayern
unter einem alten Bekannten Jupp Heynckes wieder erstarkt und sannen nach dem
letztjährigen Aus im Viertelfinale auf Rache. Die Münchner fühlten sich damals
vom Schiedsrichter betrogen, die Bilder von damals kochten wieder hoch und die
Verantwortlichen der Deutschen gossen zusätzliches Öl ins Feuer.
Das Hinspiel fand wie letzte Saison in München
statt und die Bayern drängten von Anfang an auf das Führungstor. Nach einem
Patzer von Navas gelang ihnen dies dann auch, jedoch konnte Madrid kurz vor der
Pause mit dem ersten Schuss aufs Tor zum 1-1 durch Marcelo ausgleichen. In der
zweiten Halbzeit vollendete Asensio nach tollem Pass in die Tiefe zum 1-2.
Schlagartig wurde es still in der Allianz Arena. Trotz Dauerdruck auf das
spanische Tor lag Real Madrid vorne. Die Mannen um Zidane brachten das Ergebnis
dank überragender Reaktionen von Navas und hervorragender Defensivarbeit über
die Zeit. Am Ende war das Jammern aus München bis nach Bern vernehmbar.
Im Rückspiel geriet man erneut früh in
Rückstand, Benzema konnte diesen aber schnell egalisieren und in der 46 Min.,
nach schwerem Patzer von Bayern Torwart Ullreich, gelang sogar das rettende
2-1. Der Ausgleich durch die Madrider Leihgabe Rodriguez war nur
Ergebniskosmetik. Held des Abends war der viel gescholtene Franzose und erneut
Navas, welcher mit starken Paraden die Angriffsreihe der Deutschen zur
Verzweiflung brachte.
Tollhaus Bernabeu: Während die Münchner mit
hängenden Köpfen in die Katakomben schlichen, wurden die Heimischen vom
Publikum frenetisch gefeiert. Dritter Finaleinzug in Folge, unglaublich!
Der grosse Tag war da: 26. Mai 2018.
Millionen von Real-Fans und Millionen von antimadridistas vor dem Fernseher. In
Kiew warteten die Reds aus Liverpool, ein unangenehmer Gegner mit einer tollen
Angriffsreihe rund um Salah. Nach anfänglichem Dauerdruck der Engländer konnten
sich die Spanier sukzessive aus der Umklammerung befreien. Zum Pech der Briten
verletzte sich Salah bei einem unglücklichen Zweikampf mit Ramos an der
Schulter und musste ausgetauscht werden. Mit dem Stand von 0-0 ging es in die
Halbzeitpause. In der 51. Minute dann, ein riesen-Patzer: der deutsche Torwart
Karius wirft den Ball dem schlauen Benzema auf die Fußspitze und das runde
Leder kullert ins Tor vor dem Madrider Anhang: 1-0! Nach dem fast sofortigen
Ausgleich durch Mané, nahm RM den Zauberstab hervor: Scharfe Flanke von Marcelo,
Bale blitzschnell in der Luft, Fallrückzieher, Karius hechtet, RIESENTOR!
Selbst den Liverpool-Fans stockte der Atem und Zidane schüttelte mit dem Kopf
und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ausgerechnet der viel gescholtene
Waliser versetzte Liverpool in Schockzustand. Die Reds bäumten sich auf, doch
der König Europas übernahm wieder gekonnt und routiniert das Zepter.
Selbstbewusst zog Bale zog aus über 20 Metern ab und Karius griff erneut
daneben, der Ball flog über seine Hände hinweg zum 3-1 ins Netz. Nach 83
Minuten war klar, Madrid hat das unmögliche Möglich gemacht und erneut die
TITELVERTEIDIGUNG geschafft! Die mitgereisten Fans – darunter mehrere von
berna madridista – feierten bereits, während man auf der Gegenseite die Köpfe
in den Händen vergrub und erste Tränen über vom Alkohol geröteten Wangen
kullerten. Während nach dem Schlusspfiff die Königlichen versuchten, den am
Boden zerstörten Karius zu trösten, war ihnen wohl auch nicht bewusst, was sie
soeben vollbracht hatten: Seit Einführung der Königsklasse 1992 dachte man,
keine Mannschaft könnte den Titel verteidigen, geschweige denn drei Mal in
Folge erringen. Madrid strafte alle Lügen und setzte sich zum 13ten Mal die
Krone auf. „Der
König ist nicht totzukriegen, es lebe der König!“
Die Neider setzten zu einer letzten Attacke
an: Karius sei gekauft worden. Oder aber er sei nach einem Ellenbogen von Ramos
betäubt gewesen. Ramos habe Salah mit Absicht verletzt (was der Videobeweis
klar widerlegt). Bla, bla, bla. Uns beschäftigte etwas Anderes, denn kurz nach
dem Finale kam der Nackenschlag: Zidane erklärte am 31.Mai nach 2,5 Jahren als
Cheftrainer seinen Rücktritt. Er sei am Ende seiner Reise angekommen und habe
das Gefühl, die Mannschaft benötige eine Veränderung. Vor dieser Entscheidung
kann man, so sehr sie auch schmerzt, nur den Hut ziehen. Am Höhepunkt tritt der
schon als Spieler vergötterte Franzose ab und beweist wahre Grösse. Er ist erst
der zweite Coach nach Camacho, welcher unter Perez’s Ägide von sich aus seinen
Stuhl räumt. Bei der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz konnte man dem
Präsidenten ansehen, wie sehr ihn die Entscheidung von Zidane überrumpelt und
mitgenommen hat. Der Franzose verabschiedete sich unter tosendem Applaus aus
dem Pressesaal, Perez meinte, dies sei kein endgültiger Abschied, sondern nur
ein „bis bald“. Hoffentlich behält der Baulöwe recht.
Die Kandidatenliste ist lang. Mit Guti ist
erneut eine interne Lösung, welche sicher viele Fans präferieren würden, denkbar.
Hingegen hat der Spanier wenig Erfahrung. Neben der Suche nach einem neuen
Trainer wird es wohl auch Veränderungen innerhalb der Mannschaft geben. Denn
die Leistung in der Champions League kaschierte das schwache Abschneiden in la
Liga und das blamable Aus in der Copa. Beides Rückschläge, für die hauptsächlich
die Spieler verantwortlich sind, die beim nationalen Titelkampf halb so viel
Motivation zeigten wie bei der Champions League. Es gilt in der nächsten Saison
an den richtigen Stellschrauben zu drehen um die nationale Titelausbeute zu
verbessern und den Katalanen nicht mehr das Feld zu überlassen.
Eine grosse Baustelle bleibt zudem, eine
Saison mehr, der Umgang mit den Fans. Haarsträubende Ticketpreise im Bernabéu,
Spieler, die auswärts den angereisten Fans nicht einmal zuwinken, fehlende
Unterstützung (z.B. durch das Chartern von Flügen) für die Reise nach Kiew, ...
Es überrascht nicht, dass rund Tausend Real-Fans ihr Finalticket an den Klub
zurückgeben mussten, weil es schlicht und einfach zu teuer war.
Zum Abschluss noch ein Zitat von Arbeloa zum
Abschied Zidanes: „Que
difícil es decir adiós al Real Madrid. Nadie en la historia de este club ha
sabido hacerlo mejor que él. Ahora sólo puedo acordarme de una servilleta y
agradecerle que nos haya dejado disfrutar de su magia. Vuelve pronto. Gracias Zidane.”Artikel verfasst von unserem Mitglied Patrick Lackner. Alle Fotos von www.realmadrid.com
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