Samstag, 21. September 2013

Das teuflische Trainerkarussell der Presse


Es ist noch nicht einmal Oktober und schon wird unserem Trainer Ancelotti von den Geiern der Presse ein Grabstein ausgesucht. Denn die Sportmedien in Madrid (vor Allem MARCA und AS, aber auch zahlreiche Journalisten die für TV- und Radiosender arbeiten), lieben es, bei Real Madrid Einfluss zu nehmen. Sie tun dies vorzugsweise bei der schwächsten Stelle des Klubs: Dem Trainer. Dazu befolgen sie folgenden edlen Leitsatz:
Für die Presse hat es genau zwei gute Trainer: Der ehemalige und der zukünftige.

Die Maxime macht, dass der kommende Trainer „genau der Richtige“ ist. Wenn er dann einige Monate beim Klub ist und sich nicht den Wünschen der Journalistenkaste beugt,  dann wird er nach und nach angekreidet bis er unter enormem Druck gehen muss. Sobald er aber draussen ist, wird er wiederum verwendet, um den neuen anzugreifen (indem seine Stärken und Leistungen hervorgehoben werden). Dieses „gut-schlecht-gut“ –Konzept wird auf diese Weise verewigt und hat lange funktioniert: Von Antic bis Del Bosque, von Capello bis Pellegrini, von Heynckes bis Juande Ramos. Alle waren die „optimale Trainerwahl“ – bis sie eine Zeit lang ihre Arbeit machten. Als Valdano (als Trainer) ging, verlangte die Presse die harte Hand Capellos. Einige Zeit später musste es der „Offensivfussball“ von Heynckes sein. Passte den Medien nicht, also zurück zu Camacho (der nach äusserst kurzer Zeit unter diesen Arbeitsbedingungen verzichtete). Es kam „einer aus dem Hause“, Del Bosque, der aber dann nach und nach als „Vicentón“ veräppelt wurde (der Direktor von AS, Relaño, der grösste Kritiker Mourinhos verlangte damals nach Mou...). Mit Schuster geschah ähnliches und Pellegrini mutierte vom „chilenischen Wenger“ zum Buhmann Spaniens („Manolo, verpiss Dich“, Titelseite von MARCA) und die Journalistenkaste wollte ihn am Pranger der Plaza Mayor sehen. Dann aber, als der (später „primitive“) Mou da war („ein Top-Trainer für einen Top-Verein, der die Spieler im Griff hat“), war dann Pellegrini plötzlich wieder ein „Verteidiger der wahren Werte Reals“ und ein „Gentleman“ dem Madrid länger Zeit hätte geben sollen. 
Nachdem Unglaubliches über Mou gesagt wurde (Leichtgläubige sehen ihn ihm nun Satan persönlich), könnte man als naive Person glauben, Ancelotti würde nun in Ruhe gelassen werden. Aber nein. Es gibt Menschen, die kennen kein Schamgefühl und keine Ethik. „Der Friedensstifter“, wie Ancelotti zu Beginn mit Anerkennung genannt wurde, steht bereits unter Generalverdacht. Und es ist noch nicht einmal Oktober. Relaño (wer denn sonst) hat seine wohl tausendste Meinungsänderung gemacht und schrieb nach dem CL-Spiel Reals: „Ein unorganisiertes und von Zweifeln geprägtes Real (...). Das Madrid von vor zwei Jahren, das die Liga mit 100 Punkten gewann, das war eine gute und seriöse Mannschaft.“ Ihr seht, liebe Leser. Der Direktor von AS, der wohl grösste anti-mourinhist, kritisiert Ancelotti und verlangt, dass er wie Mou spielt. Denn es geht hier nicht darum, über das Spielsystem zu debattieren. Es geht einzig und allein darum, die Spielweise die du drei Jahre lang kritisiert hast nun plötzlich gut zu heissen. Es geht darum, das aktuelle immer schlecht zu reden. Die Jagd auf Carletto, zweifellos dadurch beschleunigt, dass der Medienfreund Casillas nach wie vor auf der Bank sitzt, ist also eröffnet. Das Karussell dreht sich weiter und weiter... Carlo sei gewarnt: Sobald deine Mannschaft Schwierigkeiten hat, werden die gleichen wie immer deinen Kopf verlangen. Wie immer, und ohne Skrupel. 
Ancelotti, Favorit der Presse. Aber wie lange noch?

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