Es ist noch nicht einmal Oktober und schon wird
unserem Trainer Ancelotti von den Geiern der Presse ein Grabstein ausgesucht.
Denn die Sportmedien in Madrid (vor Allem MARCA und AS, aber auch zahlreiche
Journalisten die für TV- und Radiosender arbeiten), lieben es, bei Real Madrid
Einfluss zu nehmen. Sie tun dies vorzugsweise bei der schwächsten Stelle des
Klubs: Dem Trainer. Dazu befolgen sie folgenden edlen Leitsatz:
Für die Presse hat es genau zwei gute Trainer: Der
ehemalige und der zukünftige.
Die Maxime macht, dass der kommende Trainer „genau der
Richtige“ ist. Wenn er dann einige Monate beim Klub ist und sich nicht den
Wünschen der Journalistenkaste beugt,
dann wird er nach und nach angekreidet bis er unter enormem Druck gehen
muss. Sobald er aber draussen ist, wird er wiederum verwendet, um den neuen
anzugreifen (indem seine Stärken und Leistungen hervorgehoben werden). Dieses
„gut-schlecht-gut“ –Konzept wird auf diese Weise verewigt und hat lange
funktioniert: Von Antic bis Del Bosque, von Capello bis Pellegrini, von
Heynckes bis Juande Ramos. Alle waren die „optimale Trainerwahl“ – bis sie eine
Zeit lang ihre Arbeit machten. Als Valdano (als Trainer) ging, verlangte die
Presse die harte Hand Capellos. Einige Zeit später musste es der
„Offensivfussball“ von Heynckes sein. Passte den Medien nicht, also zurück zu
Camacho (der nach äusserst kurzer Zeit unter diesen Arbeitsbedingungen
verzichtete). Es kam „einer aus dem Hause“, Del Bosque, der aber dann nach und
nach als „Vicentón“ veräppelt wurde (der Direktor von AS, Relaño, der grösste
Kritiker Mourinhos verlangte damals nach Mou...). Mit Schuster geschah
ähnliches und Pellegrini mutierte vom „chilenischen Wenger“ zum Buhmann
Spaniens („Manolo, verpiss Dich“, Titelseite von MARCA) und die
Journalistenkaste wollte ihn am Pranger der Plaza Mayor sehen. Dann aber, als
der (später „primitive“) Mou da war („ein Top-Trainer für einen Top-Verein, der
die Spieler im Griff hat“), war dann Pellegrini plötzlich wieder ein
„Verteidiger der wahren Werte Reals“ und ein „Gentleman“ dem Madrid länger Zeit
hätte geben sollen.
Nachdem Unglaubliches über Mou gesagt wurde
(Leichtgläubige sehen ihn ihm nun Satan persönlich), könnte man als naive
Person glauben, Ancelotti würde nun in Ruhe gelassen werden. Aber nein. Es gibt
Menschen, die kennen kein Schamgefühl und keine Ethik. „Der Friedensstifter“,
wie Ancelotti zu Beginn mit Anerkennung genannt wurde, steht bereits unter
Generalverdacht. Und es ist noch nicht einmal Oktober. Relaño (wer denn sonst)
hat seine wohl tausendste Meinungsänderung gemacht und schrieb nach dem
CL-Spiel Reals: „Ein unorganisiertes und von Zweifeln geprägtes Real (...). Das
Madrid von vor zwei Jahren, das die Liga mit 100 Punkten gewann, das war eine
gute und seriöse Mannschaft.“ Ihr seht, liebe Leser. Der Direktor von AS, der
wohl grösste anti-mourinhist, kritisiert Ancelotti und verlangt, dass er wie
Mou spielt. Denn es geht hier nicht darum, über das Spielsystem zu debattieren.
Es geht einzig und allein darum, die Spielweise die du drei Jahre lang
kritisiert hast nun plötzlich gut zu heissen. Es geht darum, das aktuelle immer
schlecht zu reden. Die Jagd auf Carletto, zweifellos dadurch beschleunigt, dass
der Medienfreund Casillas nach wie vor auf der Bank sitzt, ist also eröffnet.
Das Karussell dreht sich weiter und weiter... Carlo sei gewarnt: Sobald deine
Mannschaft Schwierigkeiten hat, werden die gleichen wie immer deinen Kopf
verlangen. Wie immer, und ohne Skrupel.
Ancelotti, Favorit der Presse. Aber wie lange noch? |
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