Als Raúl
González Blanco mit dem Alter etwas an Energie und Schnelligkeit einbüsste, sah
man den Tag kommen, an dem er auf der Bank Platz nehmen würde. Damals
prophezeiten viele einen problematischen, mit der Situation unzufriedenen und
somit gegen den Trainer rebellierenden Raúl. Doch, wie so oft, war die Realität
schliesslich eine ganz andere: Nach und nach kam Raúl immer wie mehr auf die
Bank und als Ersatzspieler mit beispielhaftem Verhalten machte er... NULL
Probleme. Das Gleiche geschah bei der Nationalmannschaft: Als Luis Arragonés
„El 7“ aus dem Aufgebot strich und in Spanien eine gigantische Debatte
ausbrach, da berief Raúl zusammen mit dem Nati-Trainer eine Pressekonferenz, um
die Fans darum zu bitten, nicht mehr seine Rückkehr zu fordern, sondern mit all
ihrer Energie Spanien zu unterstützen. Und das, obwohl Arragonés keine
Erklärung für seine Ausbootung gegeben hatte. Luis verzichtete auf ihn, Del
Bosque entschied, Raúl mit einem Wiederaufgebot keine Spezialbehandlung zu
gewähren (Spezialbehandlung die er aber anderen Nationalmannschaftsspielern
gegeben hat) und Raúl akzeptierte die neue Situation mit Schweigen und einer
spartanischen Disziplin, in dem er härter denn je trainierte und viele Tore in
der Bundesliga schoss...
Auch ein grosser
Teil der Real-Fans war respektlos zu Raúl. Einige nannten ihn Baúl (Fass). Und
viele der Journalisten und Medienleute die heute die madridistas, die Diego
López vor Iker Casillas im Tor sehen wollen, als „Krebsgeschwüre“ und „Ultras“
bezeichnen, fanden diese Spitznamen witzig und machten sich über R7 lustig. Die
Antwort von Raúl bestand darin, weiterhin ein Synonym von Professionalität und
Einsatz zu sein.
Beim Freundschaftsspiel
vom letzten Donnerstag kehrte Raúl González ins Santiago Bernabéu zurück. In
sein Stadion. Und wieder mit dem weissen Trikot, wieder mit der Kapitänsbinde
und wieder mit einem Tor. Schon merkwürdig wie jetzt plötzlich ein Schwall von
Bewunderung und Lob von Seiten früherer Feinde Raúls kam. Aber ihm war das
egal. In gewohnter Manier, professionell und ohne Rachegelüste, lächelte Raúl
in die Kamera und winkte der Menge zu. Denn Raúl weiss, wie viele madridistas
ihn schätzen und immer geschätzt haben. Einen
kleinen Seitenhieb gab er den Medien (gewollt oder nicht), in dem er sich zum treuen Anhang im Fondo Sur (von den sich als Demokraten bezeichnenden
Gutmenschen der Presse als „Kriminelle“ und „Wilde“ abgestempelt) gesellte,
einen RMCF-Gesang durchs Megafon anstimmte und es genoss, mit jenen zu feiern,
die immer hinter der Mannschaft stehen und auch weiterhin über seinen
Herzensklub wachen werden. Ehre Dir, einzigartiger und magischer Raúl!
Hala
Madrid!
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