Real
Madrid hat vor kurzem den Torhüter Keylor Navas von Levante geholt. Mit seiner
Ankunft war klar, dass Casillas oder López gehen müsste. Und nun ist klar, dass
es letzterer ist. López hat einen Krieg, den er nicht provoziert hat, verloren.
Diego kam nach Madrid um während der Verletzung von Casillas das Tor
zu hüten. Doch er erkämpfte sich den Stammplatz, spielte Woche für Woche auf
einem hohen Niveau. Und wurde Opfer eines ihm unbekannten Konfliktes: Auf
seinem Namen wurden die Kriege zwischen „Casillistas“ und „Mourinhistas“
ausgetragen. Die einen hofften fast auf seine Fehler, die anderen auf seine
Paraden. Und Diego, unter immensem Druck,
machte einen hervorragenden Job.
Diego López hat für seinen Traum, bei RMCF zu sein, gekämpft.
Madridista durch und durch, hat er immer betont, wie stolz er darauf ist, bei
RMCF zu spielen: „Jede Minute bei Real Madrid ist ein Geschenk“. Selten waren aber
seine öffentlichen Äusserungen. Und wenn er zu den Medien sprach dann hatte er
nie auch nur ein Wort der Kritik an Mitspieler oder dem Klub übrig.
Dass ein solch vorbildlicher madridista gehen muss, hat mehrere
Gründe:
Erstens hatte er zahlreiche Angebote. Napoli, Monaco, Arsenal und Milan
zeigten Interesse. Denn Diego hat nicht nur eine starke Leistung gezeigt,
sondern auch bewiesen, dass er extremem (medialen) Druck standhalten kann. Dass
er es akzeptiert, auf der Bank Platz zu nehmen, aber dass er um den Stammplatz
kämpft. Dass er ein Profi ist.
Bei Casillas gestaltete sich das Ganze schwieriger. Zuerst einmal,
weil wenige Klubs bereit waren, eine hohe Summe für einen 33-jährigen Torhüter, der seinen Zenit längst überschritten hat, zu investieren. Casillas spielte eine katastrophale WM, patzte bereits
im Champions League Final. Seine Formkurve sank nicht erst seit seiner
Relegation auf die Bank durch Mourinho. Nein, bereits vorher begann die Legende
San Iker an zu bröckeln. Kein Wunder. Casillas ging in den letzten Jahren an
KEIN einziges freiwilliges Training, den Kraftraum mied er, wie er selbst mal
zugab. Sein Oberkörper eines Normalos und die Sixpacks seiner
Mannschaftskollegen (inkl. Diegos) waren und sind ein Indiz für diese
Trainingsmüdigkeit. Und anstatt seine Relegation auf die Bank als Warnung und
als Anreiz zu verstehen und das Ruder umzureissen, investierte er seine Energie
in seine persönliche Medienarbeit, in das Spinnen von Intrigen. Ein Faktor, der
den anderen Klubs auch nicht entgangen sein dürfte.
Womit wir bei Punkt zwei wären, den (Sport-)Medien. Diese haben sich
immer, von Anfang bis zum Schluss, auf der Seite ihres Schützlings Casillas
gestellt. Sie haben ihn auf den Altar des „Heiligen“ gehievt und wollen ihn
nicht mehr runterholen. Dies natürlich weil Iker Casillas eine Legende ist, der
beste der Welt war und mit Spanien und R. Madrid grosse Erfolge gefeiert hat,
zweifellos. Aber dieser Ruhm alleine erklärt nicht die aggressive, gegenüber
Diego respektlose Kampagne pro Iker contra Diego. Er erklärt nicht, weshalb
jede mittelmässige Parade zu einer Glanztat wurde, warum am Tor vorbei
gegangene Schüsse auf „den magischen Blick Ikers“ zurückgeführt wurden. Auch erklärt
er nicht, wieso Ikers Fehler und Schwächen (hohe Bälle) totgeschwiegen wurden. Nein.
Diese Kampagnen wurden geführt, weil sich sein Saubermann-Image gut verkaufen
lässt, weil er, wie unzählige Bilder beweisen, mit z.T. RMCF feindlich
eingestellten Journalisten essen geht, ihnen interne Informationen liefert. Und
sicher auch weil seine Freundin selbst eine Sportjournalistin ist, eine von
ihnen. Florentino Pérez kennt die Macht der Medien. Er weiss auch, dass
Casillas trotz seiner Verfehlungen, die den madridismo geteilt haben und ihm
viele Feinde eingebracht haben, unzählige Fans auf der ganzen Welt hat. Und er
weiss, dass er nicht als der Präsident in die Geschichte eingehen will, der
Casillas den Weg zur Tür gezeigt hat.
Florentino Pérez meint, dass er mit dem Verkauf von Diego López die
wenigsten Kritiken in einer durch und durch verkorksten Goalie-Politik erhalten
wird. Er sollte sich da mal nicht so sicher sein. Er verkennt, wie viele
madridistas Diego schätzen gelernt haben. Wie viele von uns wieder einen
Kapitän auf der Höhe dieses Klubs wollen, der vor die Medien steht, Angriffe
abwehrt, seine Mitspieler in Schutz nimmt, und sich auch vor unpopulären
Äusserungen nicht fürchtet. Der um seinen Stammplatz kämpft, der mit gutem Beispiel vorangeht beim Training. Denn einem solchen Kapitän würden wir alle ein
Formtief verzeihen. Pérez, dieser Schuss könnte nach hinten gehen...
Diego López wünschen wir nur das erdenklich Beste. Er weiss genau,
dass der madridismo ihm dankbar ist. Für seinen Einsatz, für seine Geduld, für seine Professionalität. Er
weiss es, weil man es ihm sagen konnte, wenn er die Bar hinter dem Fondo Sur
besuchte, wenn er sich Zeit nahm für eine Fanschar, zu der er sich selbst
zählt.
Mit Diego verlieren wir nicht nur einen ausgezeichneten und professionellen
Torhüter, sondern auch einen madridista. Einen von uns.
Diego Diego López! López!
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