Sonntag, 10. August 2014

Warum Diego López gehen muss



Real Madrid hat vor kurzem den Torhüter Keylor Navas von Levante geholt. Mit seiner Ankunft war klar, dass Casillas oder López gehen müsste. Und nun ist klar, dass es letzterer ist. López hat einen Krieg, den er nicht provoziert hat, verloren.

Diego kam nach Madrid um während der Verletzung von Casillas das Tor zu hüten. Doch er erkämpfte sich den Stammplatz, spielte Woche für Woche auf einem hohen Niveau. Und wurde Opfer eines ihm unbekannten Konfliktes: Auf seinem Namen wurden die Kriege zwischen „Casillistas“ und „Mourinhistas“ ausgetragen. Die einen hofften fast auf seine Fehler, die anderen auf seine Paraden. Und Diego, unter immensem Druck,  machte einen hervorragenden Job.

Diego López hat für seinen Traum, bei RMCF zu sein, gekämpft. Madridista durch und durch, hat er immer betont, wie stolz er darauf ist, bei RMCF zu spielen: „Jede Minute bei Real Madrid ist ein Geschenk“. Selten waren aber seine öffentlichen Äusserungen. Und wenn er zu den Medien sprach dann hatte er nie auch nur ein Wort der Kritik an Mitspieler oder dem Klub übrig.

Dass ein solch vorbildlicher madridista gehen muss, hat mehrere Gründe:

Erstens hatte er zahlreiche Angebote. Napoli, Monaco, Arsenal und Milan zeigten Interesse. Denn Diego hat nicht nur eine starke Leistung gezeigt, sondern auch bewiesen, dass er extremem (medialen) Druck standhalten kann. Dass er es akzeptiert, auf der Bank Platz zu nehmen, aber dass er um den Stammplatz kämpft. Dass er ein Profi ist.
Bei Casillas gestaltete sich das Ganze schwieriger. Zuerst einmal, weil wenige Klubs bereit waren, eine hohe Summe für einen 33-jährigen Torhüter, der seinen Zenit längst überschritten hat, zu investieren. Casillas  spielte eine katastrophale WM, patzte bereits im Champions League Final. Seine Formkurve sank nicht erst seit seiner Relegation auf die Bank durch Mourinho. Nein, bereits vorher begann die Legende San Iker an zu bröckeln. Kein Wunder. Casillas ging in den letzten Jahren an KEIN einziges freiwilliges Training, den Kraftraum mied er, wie er selbst mal zugab. Sein Oberkörper eines Normalos und die Sixpacks seiner Mannschaftskollegen (inkl. Diegos) waren und sind ein Indiz für diese Trainingsmüdigkeit. Und anstatt seine Relegation auf die Bank als Warnung und als Anreiz zu verstehen und das Ruder umzureissen, investierte er seine Energie in seine persönliche Medienarbeit, in das Spinnen von Intrigen. Ein Faktor, der den anderen Klubs auch nicht entgangen sein dürfte.


Womit wir bei Punkt zwei wären, den (Sport-)Medien. Diese haben sich immer, von Anfang bis zum Schluss, auf der Seite ihres Schützlings Casillas gestellt. Sie haben ihn auf den Altar des „Heiligen“ gehievt und wollen ihn nicht mehr runterholen. Dies natürlich weil Iker Casillas eine Legende ist, der beste der Welt war und mit Spanien und R. Madrid grosse Erfolge gefeiert hat, zweifellos. Aber dieser Ruhm alleine erklärt nicht die aggressive, gegenüber Diego respektlose Kampagne pro Iker contra Diego. Er erklärt nicht, weshalb jede mittelmässige Parade zu einer Glanztat wurde, warum am Tor vorbei gegangene Schüsse auf „den magischen Blick Ikers“ zurückgeführt wurden. Auch erklärt er nicht, wieso Ikers Fehler und Schwächen (hohe Bälle) totgeschwiegen wurden. Nein. Diese Kampagnen wurden geführt, weil sich sein Saubermann-Image gut verkaufen lässt, weil er, wie unzählige Bilder beweisen, mit z.T. RMCF feindlich eingestellten Journalisten essen geht, ihnen interne Informationen liefert. Und sicher auch weil seine Freundin selbst eine Sportjournalistin ist, eine von ihnen. Florentino Pérez kennt die Macht der Medien. Er weiss auch, dass Casillas trotz seiner Verfehlungen, die den madridismo geteilt haben und ihm viele Feinde eingebracht haben, unzählige Fans auf der ganzen Welt hat. Und er weiss, dass er nicht als der Präsident in die Geschichte eingehen will, der Casillas den Weg zur Tür gezeigt hat.

Florentino Pérez meint, dass er mit dem Verkauf von Diego López die wenigsten Kritiken in einer durch und durch verkorksten Goalie-Politik erhalten wird. Er sollte sich da mal nicht so sicher sein. Er verkennt, wie viele madridistas Diego schätzen gelernt haben. Wie viele von uns wieder einen Kapitän auf der Höhe dieses Klubs wollen, der vor die Medien steht, Angriffe abwehrt, seine Mitspieler in Schutz nimmt, und sich auch vor unpopulären Äusserungen nicht fürchtet. Der um seinen Stammplatz kämpft, der mit gutem Beispiel vorangeht beim Training. Denn einem solchen Kapitän würden wir alle ein Formtief verzeihen. Pérez, dieser Schuss könnte nach hinten gehen...

Diego López wünschen wir nur das erdenklich Beste. Er weiss genau, dass der madridismo ihm dankbar ist. Für seinen Einsatz, für  seine Geduld, für seine Professionalität. Er weiss es, weil man es ihm sagen konnte, wenn er die Bar hinter dem Fondo Sur besuchte, wenn er sich Zeit nahm für eine Fanschar, zu der er sich selbst zählt.

Mit Diego verlieren wir nicht nur einen ausgezeichneten und professionellen Torhüter, sondern auch einen madridista. Einen von uns.

Diego Diego López! López! 

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