Auswärtsfahrten
sind immer lustig: Man entdeckt einen neuen Ort, das Kribbeln der möglichen Gefahr
lässt das Herz höherschlagen und man geht in den Auswärtssektor, von wo aus man
es mit dem ganzen Stadion aufnimmt. Obenauf lacht man zuletzt den enttäuschten
Gesichtern auf der anderen Seite des Zauns entgegen - denn gegen RMCF ziehen
die meisten Mannschaften den Kürzeren. Nicht umsonst ist Real Madrid seit 900
Tage europäischer Titelverteidiger. Unglaublich, aber wahr.
Auswärtsfahrten
bedeuten also Spass. Pilsen war aber ganz besonders. Wieso? Es gibt mehrere
Gründe, nachfolgend eingeflochten:
Eine
richtig gute Truppe von insgesamt 19 madridistas (erster Grund) machte sich
gemeinsam auf den Weg. Während vier davon am Morgen des Spieltags unsere U19
unterstützte (Applaus!), bestiegen die anderen 15 in Prag den Zug und machten
sich wie Primarschüler johlend und Stickers klebend sowie trinkend (dies eher
wie ausgebildete Experten) auf in das 1h30 entfernte Pilsen. Dort traf man mit
den anderen zusammen („und da waren’s wieder 19“), holte die Tickets bei
unserem RMCF-Kontaktmann ab und setzte sich in die erstbeste Bar.
Die ersten
Gesänge erklangen, Glas klirrte, schwere Krüge wurden auf den Tisch gehievt.
Und da ist wieder ein Grund: Pilsen ist, wie der Name es schon sagt, die Quelle
des Pilsner Biers – das heisst es gab ständig und günstig guten Gerstensaft zum
Trinken, dazu Fleischberge der deftigen Küche Tschechiens. In der Bar hingen
Dutzende von Schals vieler Fussballklubs... unter anderem einer von Atlético
und einer von Barça! Und das führt uns gleich zu einem weiteren Grund: Pilsen
bietet wunderbar entflammbare Souvenirs zum nach Hause nehmen! Immerhin wurde der
Wirt mit einem unserer Schals entschädigt – und dieser ist allemal mehr Wert
als die anderen zwei Fetzen.
Torkelnd
verliessen die 19, plus viele weitere madridistas, darunter mehrere Freunde aus
Rohrschach, die Bar. Bengalen zischten auf und es ging singend Richtung
Stadtzentrum. Dort wurde eine Bar mit Real-Fans aus Madrid gefunden. Nach einer
Weile riefen die draussen postierten tschechischen Polizisten zum Abmarsch und
die Truppe wurden zum Stadion gelotst. Der verantwortliche Ordnungshüter gab
noch zu verstehen, Bengalen seien in Tschechien „grundsätzlich verboten“. Und
dieses „grundsätzlich“ ermutigte uns noch mehr, das restliche „Arsenal“ singend
zu zünden. Die Toleranz der Pilsner Gendarmen, ein weiterer Grund!
Der
Auswärtssektor der knapp 12'000 Personen fassenden Doosan-Arena war klein aber
fein (Grund!). Gleich am Spielfeldrand gelegen, ermöglichte er trotz dem
Schutznetz eine gute Sicht auf das Spiel. Wir verteilten die hundert
mitgebrachten weiss-violetten Fahnen und postierten uns mit den 13
Europa-Pokalen: die bescheidene Choreo, nicht die erste an Auswärtsspielen, brachte
etwas Farbe in den Sektor und wurde von vielen anderen Fanklubs gelobt. Dann
ging es los mit dem Anfeuern, und obwohl ein Teil der Real-Fans wie immer nur
langweilig dasitzt, war die Stimmung gut, vor allem, weil ein um das andere Tor
fielen und weil die UEFA an CL-Spielen wieder alkoholhaltiges Bier erlaubt!
Nach diesem
erfolgreichen Abend ging es per vorgängig reserviertem Bus zurück nach Prag, wo
man sich am nächsten Tag beim flanieren kreuzte. Manchmal erspähte man sogar
einen berna madridista Sticker an einer Verkehrstafel – was einen unverzüglich frohlocken
liess! Aber Prag bot natürlich noch viel mehr als das, und damit wären wir beim
letzten Grund, weshalb die Auswärtsfahrt nach Pilsen eine Besondere war!
Jetzt steht
das Auswärtsspiel in Rom an. Nicht weniger als 14 Leute von BM werden nach Italien
pilgern und auch diese Reise einzigartig machen. Wir wollen den Gruppensieg. Wir
lassen den Klub niemals allein. Und mit Solari als neuer Kapitän greifen wir
wieder nach den Sternen: Drei Champions League in Folge... Warum nicht vier?
REYES DE
EUROPA, SOMOS LOS REYES DE EUROPA!
p.s. Ein kreatives Mitglied hat Pilsen in (mehr oder
weniger) gedichteten Form zusammengefasst:
19 kleine madridistas machten sich auf den Weg,
4 unterstützten die U19, da waren’s nur noch 15.
15 kleine madridistas fuhren per Zug nach
Pilsen, die Kontrolleurin zog einen raus, da waren’s nur noch 14.
14 kleine madridistas besetzten eine Bar, einer
stahl vor dem Wirt einen Farsa-Schal, da waren’s nur noch 13.
13 kleine madridistas tranken um die Wette, für
einen war es eins zu viel, da waren’s nur noch 12.
12 kleine madridistas zogen ins Stadtzentrum,
einer musste noch die Fahnen holen, da waren’s nur noch 11.
11 kleine madridistas zogen Richtung Stadion,
einer zündete die Bengale verkehrt, da waren’s nur noch 10.
10 kleine madridistas betraten das Stadion,
dort gab’s wieder richtiges Bier, da waren’s nur noch 6.
6 kleine madridistas feuerten die Mannschaft
an, einer hing sich ins Netz hinein, da waren’s nur noch 5.
5 kleine madridistas realisierten eine Choreo,
einer verschwand dahinter und wurde nicht mehr gesehen.
4 kleine madridistas warfen Bier über den Zaun,
ein Pilsner hat zum Tanz eingeladen da waren’s nur noch 3.
3 kleine madridistas feierten den Sieg, einer
viel vornüber, da waren’s nur noch 2.
1 kleiner madridista ging alleine zum Bus für
nach Prag, der Fahrer meinte es sei für eine Gruppe bestimmt und lies ihn einfach
da.
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