Jedes Spiel, jede 7. Minute: "Illa, illa, illa, Juanito Maravilla!". Es kann ein noch so unwichtiger Match sein, ein Test- oder Benefizspiel, oder es kann ein noch so entscheidendes Spiel sein, bei dem man vor Nervosität alles vergisst. Aber das eine nicht. Auf keinen Fall. Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Ein Ritual, das trotz seiner Regelmässigkeit jedes Mal bei vielen von uns für Gänsehaut sorgt. Denn jeder madridista weiss, wer Juanito alias Juan Gómez González ist.
Er war ein Weltklasse-Spieler, ein wirbliger Aussenstürmer, aber er war kein Ausnahmekönner. Fussballerisch gesehen reichte er einem Di Stéfano, Puskas, Zidane oder Cristiano Ronaldo nicht das Wasser. Doch das macht nichts, denn wenn der Fan eines Klubs eines will, dann Spieler, die sich mit diesem Klub identifizieren. Spieler die wie wir Fans bei Niederlagen verzweifeln, mit dem Schicksal hadern, ein Frust-Foul begehen aber bei Triumphen in die Luft springen und siegestrunken das Stadion verlassen. Spieler, die alles geben für das Trikot. Spieler die das Wappen auf der Brust ehren, die bis zum Schlusspfiff kämpfen und eigene Interessen hinter die der Mannschaft stellen. Spieler die, wenn sie auf der Bank Platz nehmen müssen, dies akzeptieren, zähneknirschend zwar, aber ohne einen Aufstand zu machen und den Trainer für die Entscheidung gleich in den Dreck zu ziehen.
Was machte Juanito so besonders? Einerseits sein "negatives" (oder einfach zur heutigen Zeit politisch unkorrektes) Verhalten, seine Aggressivität, seine oft unsportlichen Aktionen. Er war ein schlechter Verlierer, zumindest bis er sich abgekühlt und beim Gegner entschuldigt hatte. Er konnte einfach nicht zusehen, wenn Real Mal gedemütigt wurde. Er beging eine Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter Adolf Prokop und wurde daraufhin für 2 Jahre aus allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen, spuckte seinen Ex-Teamkameraden Uli Stielike an oder versenkte seine Stollen im am Boden liegenden Matthäus. Andererseits strahlte er einen Kampfgeist und einen Siegeswillen aus, den nur sehr wenige hatten. Mit seinem Enthusiasmus, seinem MADRIDISMO ("Ich bin durch und durch madridista") und Einsatz führte er viele berühmte Aufholjagden RMCFs an und gewann 5x die Spanische Meisterschaft, 2x den Spanischen Pokal, 1x den Ligapokal, 2x den UEFA Cup und wurde sogar Torschützenkönig (1984).
Als er seine aktive Spielerkarriere beendet hatte, aber noch nicht einmal 40 Jahre alt war, verstarb Juan Gómez bei einem tragischen Autounfall und zwar, es konnte nicht anders sein, bei der Rückfahrt vom Spiel Real Madrid - Torino Calcio im Bernabéu. Der madridismo konnte es nicht fassen, hat ihn aber in all diesen Jahren nie vergessen. Noch heute gilt Juanito als Mythos für den unermüdlichen Siegeswillen, noch heute ermöglicht sein Geist Aufholjagden bei verloren geglaubten Spielen.
Spieler wie Juanito gibt es immer wie weniger. Der Fussball ist in zu viel Geld getränkt, als dass es noch Spieler geben könnte, die dem Herz folgen und für einen Verein alles geben. Das blabla ist da, aber wenn neureiche Vereine wie Man City oder PSG anklopfen, sind sie alle weg. Und einer der sich heute noch als Barsa-Fan bezeichnet, könnte morgen schon bei RMCF unterschreiben. Und doch gibt es sie. Daran müssen wir uns zumindest festhalten. In einem Pepe, der bei einer verloren geglaubten Meisterschaft wegen seinem Fehler völlig ausrastet, bei einem Callejón der madridismo versprüht oder bei einem Arbeloa, der die politische Korrektheit liegen lässt und der Presse seine Meinung sagt. Spieler wie sie, und das Andenken an eine Legende wie Juanito, machen es möglich, dass wir diese Truppen von Millionären überallhin folgen und sie selbst bei schlechten Leistungen bis zum Schluss unterstützen.
Jedes Spiel, jede 7. Minute: "Illa, illa, illa, Juanito Maravilla!".
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