Dienstag, 6. November 2012

Der letzte Besuch des BVBs: Ein Spiel mit fatalen Folgen




Es gab Mal eine Zeit, da waren nur madridistas im Santiago Bernabéu. Damals hiess seinen Klub zu lieben, die Mannschaft anzufeuern. Damals sah man das Spiel stehend und während der Gegner in den Katakomben des Stadions ab der vibrierenden Wände Angst oder zumindest einen Riesenrespekt bekam, durchflutete den Real-Spieler bereits das Adrenalin, ab der Vorfreude, vor so einem Anhang spielen zu dürfen. Bei grossen Spielen füllte sich das Stadion schon eine Stunde vor Spielbeginn mit Fangesängen. Damals, in den 80er und vor Allem in den 90er Jahren, war das Bernabéu ein Hexenkessel. Die Südkurve hatte über 10000 Ultras und andere passionierte Fans im Fondo Sur (Südkurve). Es war eine der mächtigsten Fanszenen Europas und hinter beiden Toren gab es Stehplätze (im Fondo Norte befand sie die Ultragruppe Orgullo Vikingo). So wurde von beiden Seiten Stimmung erzeugt (doch auch der Rest des Stadions machte immer mit), so dass das Bernabeu eine Art südamerikanischen Flair hatte: Bei jedem Tor Madrids stürmten die Massen an den Zaun.

Es gab Mal eine Zeit, als das Santiago Bernabéu ein Inferno war.

Heute empfängt Madrid Borussia Dortmund. Das letzte Mal, als dies geschah, überschattete ein tiefgreifendes Ereignis das Spiel (das aber gewonnen wurde), und veränderte das Santiago Bernabéu für immer. Lest in diesem von uns übersetzten Artikel (aus der offiziellen Facebook-Seite von Ultrassur), von welchem Ereignis dass wir sprechen:

„Man erinnert sich immer noch an das Spiel in den 90er Jahren (CL-Halbfinale der Saison 1997/1998) gegen die deutsche Mannschaft, die uns heute wieder besucht. Viel wurde dazu Mal über die Ereignisse dieses Tages geschrieben. Eines Tages, der das Ende einer Epoche der Südkurve des Santiago Bernabéus markierte. Die Klub-Verantwortlichen dieser Zeit, mit Lorenzo Sanz als Präsidenten, missbrauchen die Ultrassur als Sündenbock, um die miserable Handhabung dieser Ereignisse, die die fürchterliche interne Organisation des Klubs offenbarte, zu vertuschen.

In Erinnerung bleiben die lächerlichen Bilder eines Lastwagens, der in aller Eile ein Torgehäuse vom damaligen Trainingsgelände Real Madrids ins Bernabéu transportierte oder die, nicht weniger schockierenden Bilder, von ungeschickten Klubangestellten (einige fast 70 Jahre alt), die mit wenig Treffsicherheit versuchten, das neue Tor im Boden zu verankern.

All das wurde mit sensationslüsternen Informationen vertuscht, die vom planmässigen Herunterreissen dieses Tores durch die „Wilden von immer“ sprachen. Was absolut nicht der Wahrheit entspricht. Wie an so vielen anderen Spielen dieser Zeit stiegen Dutzende von jungen madridistas auf die Gitter hinter dem Tor, um die Mannschaft von dort aus zu empfangen. Dies war Teil einer unglaublichen Südkurve, die den für das Bernabéu damals typischen Begriff „Szenische Angst“ (miedo escénico) berühmt machte und prägte. Bei diesem Spiel aber, entschied sich der Platzwart vor dem Rasenmähen aus Bequemlichkeit dazu, das Tor am Gitter zu befestigen und nicht wie üblich (und wie es normal ist) im Boden zu verankern. Das Pech, und der schlechte Zustand des Gitters, ermöglichten so, dass das Gitter unter dem Gewicht der madridistas nachgab, was einen Unfall darstellte und keines Falls absichtlich provoziert wurde. Mehrere Mitglieder von Ultrassur wurden dabei verletzt.

Den Rest dieser Geschichte kennt ihr ja schon: Der moderne Fussball hat die meisten jungen Leute aus den Fussballstadien vertrieben und ihren Platz eingenommen haben „Fans“ die sich so verhalten, als wären sie in einem Theater oder einer Oper. Die VIP-Logen voller reicher Leute und Vertreter von multinationalen Unternehmen geben unserem Stadion ein merkwürdiges Aussehen, wo nur einige hundert Ultras ihre Mannschaft pausenlos unterstützen. Wann gibt es wieder eine Südkurve wie damals, wo hunderte von jungen Real Fans ihre Mannschaft unterstützen und wieder diesen „miedo escénico“ hervorrufen können?“

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